Nachdem wir die letzten Tage in Murcia rumgebracht hatten, ging es am Mittwoch 2 Tage vor Weihnachten zurück nach Deutschland. Hier hatten wir erstmal einen richtigen Weihnachtsmarathon hinzulegen. Und dann konnte es am Abend des 2. Weihnachtsfeiertages nach dem Kinobesuch und nach gerademal 4 Tagen in Deutschland, um kurz nach Mitternacht erneut zum Flughafen nach München gehen. Mit dabei waren wieder Sarah, meine Mutter und meine kleine Schwester Stella. Diesen erreichten wir schon um 3.00 Uhr morgens des 27. Dezembers. Nachdem ich unser Auto nach Ismaning gebracht hatte, ging am frühen Morgen unser Flug mit Tunisair, nach einem Zwischenstopp in Stuttgart, wieder auf den afrikanischen Kontinent, auf die tunesische Insel Djerba.
Hier erwartete uns schon meiner Mutter ihr Freund Hassan. Meine Mutter war dieses Jahr bereits schon zum vierten Mal hier.
Mit unserem Mietwagen brachte uns Hassan über den Römerdamm runter von der Insel in seinen Wohnort Hassi Jerbi. Hier schauten wir uns erstmal sein großes Grundstück mit 2 Dromedaren, 3 Pferden und vielen unzähligen anderen Tieren an. Auch seine Familie lernten wir kurz kennen.
Danach ging es wenige Kilometer weiter in die Touristen Zone nahe Zarzis. Hier hatte Hassan auf einer schönen Wohnanlage im griechischen Stil mit vielen Tieren ums Haus herum, eine Wohnung für uns gemietet. Diese stellte sich als erstaunlich groß mit 5 Zimmern und großer Terrasse heraus.
Danach war unser erstes Ziel das Luxushotel Odyssee, wo wir uns erstmal den Strand anschauten. Nach einem Restaurantbesuch blieben wir den Abend daheim, bevor es am nächsten Morgen Richtung Wüste Sahara gehen sollte.
Nach einem Tankstopp an einer überall am Straßenrand auffindbaren Tankvorrichtung, wo man illegales Benzin aus dem nahen Lybien bekommt, ging es weiter über Medenine in das tunesische Gebirge.
Unterwegs hielten wir noch an einer der zahlreichen Obststände und deckten uns großzügig ein. Im tunesischen Gebirge machten wir einige Stopps an schönen Aussichtpunkten und einen längeren in einem schnuckligem Bergdorf.
Danach hieß unser nächster Stopp die Höhlenstadt Matmata. Hier sah es ähnlich aus wie auf dem Mond, überall große Krater in denen sich die Höhlenwohnungen befanden. In Matmata wurde auch der Film „Krieg der Sterne“ gedreht. Wir schauten von oben in einige Höhlenwohnungen und ein Höhlenhotel schauten wir uns von innen an.
Danach fuhren wir weiter in Richtung Wüste.
Weg von den Bergen wurde es schnell wüstenähnlicher und nach über 100 km nur Sand kam irgendwann die Oasenstadt Douz.
Hier nicht weit von der algerischen Grenze, buchten wir nach langem Überlegen eine Übernachtung in der Wüste. Und da die Sonne bald unterging mussten wir uns beeilen. In Douz wurde übrigens auch der Film „Der Englische Patient“ gedreht. Von Douz ging es weiter per Auto ins wenige Kilometer entfernte Zaafrane in ein Wüstenhotel an den Rande der Wüste. Hier bestiegen wir allesamt Dromedare und ließen uns tief in die Wüste hineinführen.
Sarah in der Sahara!!!!
Bald war keine Menschenseele mehr zu sehen und überall nur noch Sand.
Währenddessen ging auch wunderschön über den Sandhügeln die Sonne unter, was wir vom Dromedarrücken super genießen konnten.
Nach gut 90 Minuten auf dem Dromedar erreichten wir nach Sonnenuntergang unser Wüstencamp. Hier dachten wir wären weitere Touristen, doch war alles dunkel und niemand außer uns hier. Als erstes machte unser begleitender Nomade ein großes Feuer und servierte uns dann ein herrliches Menü mit Suppe und Couscous mit Hühnchen zum Hauptgang.
Sarah, meine Mutter und ich leerten dazu eine Weinflasche, Hassan trinkt kein Alkohol. Da Palmen schnell verbrennen und unser Nomade ne faule Sau war, war ich den ganzen Abend damit beschäftigt Palmenwedel ins Feuer zu werfen. Hassan machte mit einer Trommel die passende Musik dazu und meine Mutter machte sich Sorgen wie sie die kalte Nacht überleben sollte.
Als erstes im Bett war der Nomade und ich als letztes, nachdem ich alle mit mindestens 8 Wolldecken pro Person zugedeckt hatte. Da wir in einem halboffenen Zelt schliefen und man ständig irgendwelche Tiere hörte, waren wir alle froh als die saukalte Nacht rum war.
Die meisten von uns hatten aufgrund der Kälte nur wenig geschlafen und der Nomade wollte schon wieder kurz nach Sonnenaufgang aufbrechen. Doch den Gefallen taten wir ihm nicht und so lief ich erstmal weg vom Camp etwas durch die Wüste.
Als ich zurück war stand auch schon das Früstück bereit und nach gemütlichem Richten konnte es dann nach einigen Stunden doch langsam wieder zurück in die Zivilisation gehen.
Der Nomade war wohl so angepisst, dass er wegen uns länger arbeiten musste, sodass er uns gleichmal durch die steilste Sandlandschaft führte und wir uns kaum mehr auf dem Sattel halten konnten. Als meiner verrutschte ging ich den Großteil der Strecke zu Fuß weiter und auch Hassan hatte aufgrund von Arschmuskelkater bald keine Lust mehr auf reiten.
Zu Fuß war es eh interessanter und bald kamen wir auch an einigen Kamelknochen vorbei. Von diesen nahm ich mir einen mit nach Hause.
Der Nomade ließ die Dromedare am Ende auch nochmal richtig Galoppieren, sodass die Mädels fast runterfielen. Hassan meinte, dass es sein erster und letzter Besuch in der Wüste war, ich war hingegen sehr begeistert vom Erlebten. Nachdem wir uns etwas im Hotel ausruhten, fuhren wir die wenigen Kilometer zurück nach Douz und steuerten als erstes ein Restaurant an, bei welchem wir gut 45 Minuten auf ein paar einfache Gerichte warten mussten. In Tunesien braucht man halt viel Geduld und alles dauert etwas länger. Danach schauten wir uns noch in der Stadt um und besuchten einen muslimischen Friedhof und ließen uns von Hassan alles erklären.
Douz war ziemlich überfüllt mit Wüstentouristen und überall standen Geländewagen herum, die vollgeladen für die Wüste bereitstanden.
Wenige Tage später fand ich übrigens heraus, dass für die Gegend rund um Douz vom Auswärtigen Amt in Deutschland eine erhöhte Reisewarnung besteht. Gerade für Sa Sabiha, den Nachbarort von Zaafrane, von wo aus wir mit dem Dromedar aus gestartet waren, besteht eine hohe Gefahr entführt zu werden. Ich halte das alles aber für ein bisschen übertrieben. Da viele uns sagten, dass es hier sehr sicher sei und viel Polizei überall wäre. Nur wenn man zu weit in die Wüste gerät und sich zu nahe an der nicht weit entfernten Grenze zu Algerien befindet, soll die Gefahr größer sein. Jedoch kam es hier in der Region rund um Douz in den letzten Jahren immer wieder zu Entführungen von Europäern. Der letzte Fall war vor gut 2 Jahren, als ein österreichisches Rentnerpaar über 200 Tage verschollen war und dann, soweit mir bekannt ist, in Mali gegen Lösegeld wieder freigelassen wurde. Zurück nach Matmata durfte ich aufgrund der wenigen Polizei auf der Straße das Auto durch die Wüste steuern.
Nach einem Besuch in einem Höhlenmuseum, in dem man viele Informationen über das einfache Leben der Tunesier bekam, fuhren wir zurück Richtung Meer nach Zarzis. Eigentlich wollten wir die Nacht noch evtl. in dem Höhlenhotel in Matmata verbringen, doch da uns die Höhlen ziemlich kalt erschienen, war die Mehrheit dagegen. Nach einem kurzen Stopp an einem der Obststände am Straßenrand waren wir wieder zurück in der Touristenzone.
Nach einem ausgiebigen Frühstück in der Sonne steuerten wir am nächsten Tag als erstes Zarzis an.
Hier besuchten wir die Innenstadt und ich kaufte mir ein traditionelles tunesisches Outfit.
Danach war noch der Fisch- und Gemüsemarkt und der Hafen von Zarzis dran.
Kurz darauf brachte Hassan Sarah und mich zum Iberostar-Hotel Safira Palms in dem wir gleich eincheckten und endlich entspannen konnten.
Hier badeten wir viel, spielten Minigolf, schauten uns die abendliche Show an und waren hauptsächlich damit beschäftigt zu essen und zu trinken, schließlich hatten wir All-Inclusive und das fast rund um die Uhr.
Stella besuchte uns auch mal, übernachten durften aber nur wir. Kaum hatte ich Sarah mal kurz alleingelassen wurde sie gleich von nem komischen Tunesier, der vom Strand aus ins Hotel kam, belästigt, was eigentlich untypisch für die sehr gastfreundlichen Tunesier ist. Im Hotel kannte auch schon jeder meine Schwester Stella und wir lernten noch den guten Freund meiner großen Schwester, Jo, kennen. Am Silvestertag suchten wir erstmal eine passende Location für den Silvesterabend, welche wir aber nicht fanden. Danach ließen sich die Mädels alle Henna bei einer Bekannten von Hassan machen, während ich mit Hassan das noch im Bau befindliche Haus von seinem Bruder Momo besuchte.
Danach gingen wir zum Coiffeur, was nichts anderes wie ein Rasiersalon ist, welchen es so aber kaum in Deutschland gibt. In Tunesien gibt es einen an jeder Ecke. Danach fuhren wir zurück zu der Familie, wo sich die Mädels immer noch Henna machen ließen. Hier warteten wir erstmal vor Betreten des Hauses, bis wir wussten, dass der Vater sich im Haus befindet. In Tunesien betritt kein Mann das Haus einer Familie bevor er nicht weiß ob der Mann zu Hause ist. Dies wird aus Respekt vor dem Mann gemacht und um Missverständnisse zu vermeiden. Auch als wir nur vor einem Hammam in Zarzis rumstanden, in dem gerade nur Frauen Zutritt hatten, wurden wir gleich von einem Tunesier blöd angemacht, da dieser seine Frau ins Hammam bringen wollte ohne dass sie einem Mann begegnet.
Den Silvesterabend verbrachten wir lange mit Pizza zu Hause und fuhren erst kurz vor knapp auf die Insel Djerba und betraten dort 10 Minuten vor Mitternacht eine total überfüllte Shisha-Bar. Dies aber auch nur, da die gut erzogenen Jugendlichen uns allesamt die lange Schlange passieren ließen und wir sofort rein durften. Die Deutschen sollten sich ein Beispiel nehmen. Frauen werden hier immer bevorzugt behandelt. In der Shisha-Bar war viel los, eine tunesische Band spielte und pünktlich um Mitternacht wurde etwa 3 Sekunden lang von allen geklatscht und das wars dann. Kein Feuerwerk, keine Umarmungen und nichts los auf den Straßen. Wir waren die einzigsten die sich umarmten und das obwohl Tunesier sich doch eigentlich bei jeder Gelegenheit umarmen. Wir feierten mit Shisha und Tee ins Jahr 2011. In Tunesien ist laut muslimischem Kalender erst am 31. Januar Silvester, aber auch an diesem Tag wird Silvester nicht so celebriert wie bei uns in Europa.
Um 3.00 Uhr nachts waren wir kurz im Bett und um 5.00 Uhr fuhren wir los zum Flughafen, den wir um 6.00 Uhr erreichten und von welchem Sarah um 7.00 Uhr zurück nach Deutschland flog. Sie sprang eigentlich nur für meine Schwester Tina ein, die kurz nach buchen dieses Urlaubs einen Job als Animateurin in Ägypten bekam. Und so konnte Sarah mit, aber aufgrund dem Beginn ihrer Uni nur für weniger als eine Woche.
Auf dem Rückweg vom Airport sahen wir auf Djerba und Umgebung übrigens überall brennende Mülltonnen und Jugendliche aus Lybien drumherum. Diese kommen von der nahegelegenen Grenze rüber um hier Party zu machen, da es in Lybien kaum Ausgehmöglichkeiten für Jugendliche gibt.
Am Neujahrstag gingen wir erstmal zum Strand und bekamen einen Anruf von meiner Schwester aus Ägypten und die Mitteilung, dass sie wahrscheinlich bald hier in Zarzis im Eden Beach Hotel als Animateurin arbeitet. In diesem schauten wir uns abends eine Tanz-Show an und verbrachten die Zeit an der Bar. Bevor es zurückging in unsere auch von zwei Kakerlaken bewohnte Wohnung.
Am nächsten Tag fuhren wie wieder nach Djerba und schauten uns eine kleine Moschee an, bevor wir die bekannte jüdische Synagoge La Ghriba besuchten. Hier fand 2002 ein verheerender Terroranschlag statt. Mit einem mit Flüssiggas beladenen Transporter fuhr ein Moslem von der Terrororganisation Al Qaida gegen die Synagoge und tötete dabei 22 Menschen, darunter hauptsächlich deutsche Touristen. Nach Körperdurchsuchung mit Metalldetektor betraten wir diese. Jedoch ohne Hassan, der sich strikt weigerte eine jüdische Synagoge zu betreten.
Danach steuerten wir die Souks und die Gassen von Djerbas Hauptstadt Houmt Souk an und besuchten anschließend den Hafen in dem sich zahlreiche Piratenschiffe befanden.
Nach einem Besuch auf einem großen Markt in Houmt Souk, schauten wir noch das stylische Radisson Blue Hotel an. Am nächsten Tag gingen wir in ein Fischrestaurant und fuhren danach wieder auf die Insel Djerba, wo uns Hassan die schönsten Ecken zeigte. Wunderschön diese Insel.
Auf Djerba besuchten wir den Krokodil-Park Djerba Explore. Hier leben über 400 Krokodile und auch das traditionelle Handwerk wurde in einem nachgebauten Dorf gezeigt. Des weiteren besuchten wir das Museum von Djerba Explore.
Den nächsten Tag verbrachten wir bei herrlichem Wetter am Strand vom Eden Star Hotel und am Tag darauf fuhren wir mit einem Freund von Hassan mit einem Motorboot aufs Meer hinaus. In der Nähe von der Insel Djerba besuchten wir die Burg Namens Borj Kastil, die sich auf dem Watt befindet und kletterten auf dieser rum und genossen das herrliche Panorama der vielen kleinen Inselchen die von der Ebbe freigelegt wurden.
Auf einer anderen strahlend weißen Sandinsel spielten wir mit Krebsen und liefen durch das knietiefe strahlend blaue Wasser. Das Wetter war in der ersten Woche noch etwas kühl, in der zweiten wurde es täglich besser und bald waren wir bei 24 Grad am Tag.
Am Abend besuchten Hassan und ich ein traditionelles großes Hammam. Hier befanden sich in einem großen Waschraum ca. 40 Moslems und alle seiften sich gegenseitig ein und 30 bis 40-jährige Männer verhielten sich wie kleine Kinder, kicherten und spritzten mit Wasser rum. Es herrschte ein höllen Lärm und ich bekam ein ganz anderes Bild von diesen meist so streng wirkenden Moslems. Besonders suspekt war mir das gegenseitige Einseifen, da gerade Moslems so ein Problem mit Schwulen haben und ich mich fühlte wie in einem Swingerclub für Schwule. Naja vielleicht leicht übertrieben, war aber echt merkwürdig. Nachdem wir noch lange im Hammam schwitzten, wurde ich für umgerechnet 3€ von einem dicken schwarzen Mann ordentlich durchmassiert und abgerubbelt. Dies war auch wieder recht schwul, da jeder direkt auf seine Beine sitzen musste und man viel Körperkontakt zu ihm hatte. Das Hammam selbst roch etwas extrem und wirkte wie ein stark runtergekommener Bunker von dem schon der Putz von der Decke fiel. Trotzdem ein tolles Erlebnis und total anders wie das Hammam wenige Wochen zuvor in Marokko. Am darauffolgenden Tag besuchten wir wieder Hassans Familie und lernten seine fast 90 Jahre alte Oma kennen. Des weiteren schauten wir uns das Watt von Hassi Jerbi an, auf dem gerade Ebbe herrschte und wir dies herrlich zum Autosanddriften nutzen konnten. Hier sah es Kilometer weit aus wie auf dem Mond. Überall nur flacher Sand.
Danach brachten wir meine Mutter und meine kleine Schwester in ein Hotel und besuchten ein Pferderennen auf dem Watt von Hassi Jerbi. Hier sollte es mehrere Rennen geben, doch schon nach dem ersten Rennen war Schluß, da man sich nicht auf eine Ziellinie einigen konnte und es zum Streit kam. Danach ließen einige ihre Bulldogen aufeinander los oder zeigten Kunststücke auf dem galoppierenden Pferd. Andere Länder, andere Sitten eben. Danach zeigte Hassan mir einige seiner Grundstücke direkt am Meer, wir suchten Flamingos und schauten uns noch seine Olivenplantagen an.
Die nächsten Tage verbrachten wir viel am Pool und auf der Sonnenliege am Strand. Am vorletzten Tag machte ich noch eine 2 stündige Quad-Tour mit Sarah-Quads, welche im Gegensatz zu meiner ersten in Ägypten dieses Mal richtig gut war. Wir konnten richtig Mist mit dem Quad machen, über Olivenplantagen jumpen und auf dem Watt richtig Gas geben. Teilweise war ich aber etwas übermotiviert und flog zweimal fast runter. Ein anderer konnte gerade noch vor den Klippen abbremsen und raste einige Minuten später in eine Schafsherde. 2 Stunden kindisch sein tat aber richtig gut.
Am Abend hatten wir noch ein großes Feuer am Strand. Den letzten Tag verbrachten wir nochmal mit Sonnen und am Abend ließen wir uns in einem Gravur-Shop einige tunesiche CDs brennen, was hier ganz legal ist. Überhaupt ist hier alles viel lockerer. Es gibt zwar gewisse Gesetze, aber alles wird viel weniger ernst gesehen was die Lebensqualität auch aufgrund der Sonne doch deutlich steigert im Gegensatz zu Deutschland. Man hat zwar nirgends den europäischen Standard, aber alles klappt schon irgendwie und die Menschen haben weniger Sorgen mit Verträgen und unsinnigen technischen Geräten. Meine Mutter plant schon ihren Umzug zu Hassan nach Hassi Jerbi.
Allerdings ist die Situation gerade die Tage in Tunesien ziemlich ernst. Gerade am letzten Tag unseres Aufenthaltes starben über 20 Menschen aufgrund dessen, dass sie gegen die Regierung und die hohe Arbeitslosigkeit in Tunesien protestierten und dieser Protest wurde von der Regierung gewaltsam niedergeschlagen. In Tunesien ist jeder Zweite unter 20 Jahren bzw. 70% unter 30 Jahren. Und dieses junge Volk ist sehr gebildet, es gibt aber zu wenig Arbeit. Doch der tunesische Präsident Ben Ali verspricht Verbesserung. Dieser hatte bisher das ganze Land hinter sich und wurde bei der letzten Wahl mit fast 100% wiedergewählt. Doch die letzten Wochen musste er immer mehr Kritik ertragen. Eines seiner Projekte ist unter anderem die Region um Zarzis mit Hotels zuzubauen wie auf Djerba. Hassi Jerbi werde ich wohl bald vor lauter Hotels nicht mehr wiedererkennen. In Djerba gibt es rund 140 Hotels, in der Region Zarzis gerade mal ca. 10 Stück, von denen wir fast alle in unserem Urlaub besuchten.
Ben Ali ist in meinen Augen aber trotzdem ein recht guter Präsident, da er in Tunesien eine sehr europäische offene Politik führt. Er hat zum Beispiel die Komplettverschleierung in Tunesien verboten und führt viele europäische Dinge ein. Das merkt man auch an den Tunesiern, von denen viele schon in Europa gelebt haben. Jeder spricht viele Sprachen und alle hören Musik, die wir auch hören und interessieren sich sehr für den europäischen Lebensstandard. So ist auch Hassan, doch Hassan ist auch der erste Mensch den ich kennengelernt habe, der noch nie etwas von McDonalds gehört hatte;). Trotz dem Vorbild Europas herrscht aber teilweise immer noch strikte Pressezensur. So konnte ich im Internet zum Beispiel nicht ins Facebook oder auf andere Plattformen, da die Regierung versucht, es zu verhindern, dass Jugendliche Handyvideos von den Ausschreitungen ins Internet stellt. Über Verwandte in Frankreich gelangen diese Videos jedoch trotzdem ins Internet. Ähnlich wie im Iran vor wenigen Jahren.
Mitten in der Nacht hieß es Abschied nehmen von Hassan und am frühen Morgen waren wir wieder im kalten München. Der nächste Besuch in Tunesien ist aber schon geplant.