Aufgrund der etwas großen Distanzen in Spanien und der wenigen Lust die Nächte in Bussen zu verbingen, hatten wir zuerst vor nach Sevilla und Lissabon zu fliegen. Da das ganze aber deutlich teurer wäre, als sich ein Auto zu mieten, entschieden wir uns für eine komplette Reise mit dem Auto über Malaga und Gibraltar nach Lissabon und zurück nach Murcia über Sevilla und Granada. Da Sarah erst Anfang Dezember 6 Tage am Stück frei hatte, viel unsere Tour leider in einen nicht so sonnigen Zeitraum.
Nachdem wir rund 3 Tage mit Routenplanung, Unterkünfte buchen, Auto mieten und sonstigen Organisationen beschäftigt waren (besonders eine günstige und passende Autovermietung zu finden war nicht einfach), konnte es am Morgen des 3. Dezember endlich losgehen.
Da das Anmieten eines Autos am 60 Km entfernten Airport Murcia-San Javier rund 100 € günstiger war als hätten wir das Auto in Murcia gemietet, ging es für mich erstmal mit dem Bus um 10.00 Uhr nach Santiago de la Ribera am Mar Menor und von dort zu Fuß gute 45 Minuten zum Airport.
Dort bekam ich problemlos und schnell unser Auto, einen Kia Picanto, und mit diesem fuhr ich zurück nach Murcia.
Dort lud ich schnell das Auto voll und holte Sarah von ihrer Arbeitsstelle ab. Zuerst fuhren wir über Lorca rund 200 Km bis nach Almeria. Da uns die Stadt aber weniger gefiel, machten wir hier nur einen kurzen Stop.
Ab Almeria führte die Autobahn direkt an der Küste entlang, sodass allein schon die Strecke eine Attraktion war.
Diese fuhren wir bis 50 Km vor Malaga. Hier befindet sich das kleine weiße Bergdorf Frigliana, welches 1981 zum schönsten Ort Spaniens gekürt wurde. In den kleinen Ort führt nur eine einzige Straße und das Gemeindegesetz verpflichtet hier jeden Einwohner, einmal pro Jahr sein Haus mit frischer Kalkfarbe zu weißeln. Aufgrund der hereinbrechenden Dunkelheit war dies aber nicht mehr so deutlich erkennbar.
Unser nächstes Ziel hieß schon Malaga und hier steuerten wir erstmal kurz die Burg an, welche aber aufgrund der Dunkelheit ein nicht so tolles Bild abgab. Danach hieß unser Ziel das Casa Babylon. Dieses villenähnliche Gebäude, passsender Weise in einer Villengegend liegend, war in dieser Nacht unsere Unterkunft. Nach dem Zimmerbezug liefen wir die wenigen Meter bis in die Altstadt und genehmigten uns erstmal eine Tortilla.
In Malaga war ich schon des öfteren, doch reiste ich von hier meist die Küste runterwärts nach Gibraltar und kannte daher noch nicht so viel von der Stadt. Danach schlenderten wir noch eine ganze Weile durch die sehr belebte Fußgängerzone. Übrigens habe ich noch nie eine Stadt gesehen, die mehr mit Weihnachtsdeko behangen war als Malaga. Hier ein paar Schnappschüsse:
Die Nacht in unserem Casa war recht kalt, da ohne Heizung, sehr laut wegen der vielen Studenten und im Bad nieselte der Putz von der Decke. Da man unser Zimmer nicht abschließen konnte, bekam unser Bad auch noch mitten in der Nacht Besuch von einem Studenten.
Am nächsten Morgen nach dem Auschecken machten wir uns wieder auf zur Burg, die eigentlich Castilla de Gibralforo hieß und hatten von hier einen tollen Blick auf den Hafen, die Stadt und Picassos Geburtshaus.
Danach fuhren wir weiter die Küste runter bis nach Marbella.
Da uns die Uferpromenade aber überhaupt nicht gefiel, schauten wir uns lieber in der Altstadt um und hier gab es wirklich viel zu sehen.
Selten hatten wir ein so enges und ganz in weiß gestaltetes Gassenlabyrinth gesehen.
Überall kleine Läden und hinter jeder Ecke gab es was zu entdecken. Mit dem Auto fuhren wir 5 Km weiter bis in den Jet-Set-Ort Puerto Banus. Hier das übliche Bild wie in St. Tropez. Überall Sündhaftteure Läden und Restaurants. Leider waren wir aber zur falschen Jahrezeit hier.
Danach saßen wir wieder etwas länger im Auto und fuhren bis nach La Linea um von hier nach Gibraltar (UK) rüberzulaufen, welches ja bekanntlich eine ehemalige Kolonie von Großbritannien ist.
Direkt an der Grenze stellten wir unser Auto ab und waren nach einer kurzen Passkontrolle in Mitten auf der Landebahn des Airports von Gibraltar.
Diese wird nämlich auch als Grenzübergang genutzt und wenn ein Flugzeug kommt, wird einfach die Schranke runtergelassen.
Somit war ich also das dritte Mal in Gibraltar. Besonders bleibt mir noch das zweite Mal in Erinnerung, als ich mit meinem Kollegen Stecki aus der Schweiz in einem Januar bei stürmischem Wetter direkt am Strand des Atlantischen Ozeans übernachtet hatte. Ähnlich stürmisch war es auch am heutigen Tage.
Kurz nach der Grenze herrschte ein riesiger Andrang auf die zahlreichen Tabakläden, da Tabak hier zollfrei ist. Zuerst besuchten wir die Innenstadt und trafen hier auf allerlei bekannte Utensilien aus England und auch die unzähligen Pubs waren voll mit Briten.
Einmal komplett durch die Stadt gelaufen und schon waren wir an der Cable Car Station. Dieses Cable Car brachte uns für 9 britische Pfund pro Person hoch auf den weltberühmten Affenfelsen.
Dort empfingen uns auch schon gleich die ersten aggressiven Primaten.
Diese leben hier in freier Wildbahn, jedoch weiß keiner so genau wie diese hier her kamen. Es wird vermutet, dass sie irgendwann vor vielen Jahren angesiedelt wurden.
Von hier hatten wir auch einen super Blick auf die Straße von Gibraltar, auf beide Ozeane und natürlich auf den afrikanischen Kontinenten und Marokko, welches von hier genau sichtbar ist.
So genau, sodass man auch die marokkanische Stadt Tanger und die spanische Kolonie Ceuta deutlich sehen konnte.
Wieder unten begaben wir uns in ein Restaurant und bestellten unter anderem die typischen Fish & Chips.
Nach dem Gang zurück über die Grenze fuhren wir weiter.
Vorbei ging es an der Surfercity Tarifa bis nach Cadiz. Cadiz erreichten wir über einen langen Damm und waren so auf der „Insel“ Cadiz. Diese ist zumindest von 3 Seiten vom Meer umgeben, was man auch deutlich am heftigen Wind in den Gassen spürte.
Außerdem ist Cadiz auch die älteste Stadt Europas, was man wiederrum an den oft hässlichen Gassen sah. Diese unübersichtlichen Gassen und aufgrund dessen, dass wir uns ziemlich verliefen und unser Auto nur noch schwer fanden, machte Cadiz für mich zu einem absoluten Flop. Dazu kam noch, dass es hier auch kaum Sehenswürdigkeiten gab. Am späten Abend waren wir im 20 Km entfernten Jerez de la Frontera und verbrachten hier wieder viel Zeit mit Pension suchen. Die Pension Las Palomas war dafür typisch spanisch und gefiel uns sehr.
Am nächsten Morgen besuchten wir das, wofür Jerez weltberühmt ist, nämlich den Sherry, der hier hergestellt wird und weshalb die ganze Stadt fast nur aus Bodegas besteht.
Wir besuchten die bekannteste Sherry-Bodega Tio Pepe und hatten hier einen tollen Blick hinter die Kulissen. Die anschließende Sherry-Weinprobe rundete das ganze noch ab. Wenn in Europa ein Sherry getrunken wird, dann stammt er immer von hier.
Leicht angeheitert fuhren wir also weiter über Sevilla in Richtung portugiesische Grenze und Lissabon.
Einige Kilometer vor der Grenze, genauer gesagt in Galaroza, war die Sache dann aber nicht mehr so heiter, denn wir hatten einen platten Reifen. Eigentlich kein Problem wenn man denn einen Ersatzreifen im Kofferraum gehabt hätte. Also Autovermietung angerufen und passend zum Einbruch der Dunkelheit und auch noch passend zum plötzlichen heftigen Regen, war nach einer halben Stunde ein Abschleppwagen da. Der Herr war zwar sehr nett, doch da er keinen Ersatzreifen hatte und an diesem Tag Sonntag und danach der Montag ein Feiertag in Spanien war, meinte er, wir könnten erst am Dienstag weiterfahren. So dachte ich schon, dass meine Unternehmung Portugal so kurz vor dem Ziel schon wieder scheiterte. Doch die hilfsbereite Autovermietung schickte uns glücklicherweise ein Taxi, welches uns die rund 110 Km zurück durch den jetzt auch noch eintreffenden Nebel zum Flughafen von Sevilla brachte. Hier bekamen wir das gleiche Auto nochmal, nur in silber statt in schwarz und konnten die selbe Strecke durch den Nebel und heftigen Regen (ich dachte immer beides gleichzeitig gibts nicht, falsch gedacht ;)) in Richtung Lissabon fahren. Um kurz nach Mitternacht waren wir endlich in Portugal und nachts um 3.00 Uhr in Lissabon, wo wir das Auto irgendwo hinstellten und nach langer Suche unser Goodnight-Hostel in Mitten der Gassen fanden.
Eine Good Night hatten wir aber nicht, da unser Mitbewohner heftig schnarchte und wir schon bald wieder aufstanden, da wir ja was von Lissabon sehen wollten.
Nach einem Pfannkuchen-Frühstück mit den ganzen Studenten, die hier im Hostel wohnten (man fühlte sich wie in einer WG), versorgten wie erstmal unser Auto auf einen gescheiten Parkplatz. Dann fuhren wir mit dem Bus zum Schloss nach Belem. Dieses sollte man anscheinend gesehen haben, wir fanden es weniger toll.
Hier gab es auch einen Laden, wo es die hier in Lissabon bekannten Vanilleteilchen Namen Pastel de Belem oder auch Pastel de Nata gab.
Aufgrund der riesigen Schlange stellten wir uns aber nicht an und fuhren zurück in die Stadt.
Hier liefen wir die engen Gassen hoch Richtung Burg und auf dem Weg dorthin begegneten uns jede Menge der bekannten Straßenbahnen, die sich den steilen Berg hochkämpfen.
Nach einem Rundgang durch die Burg Namens Castelo de San Jorge und herrlichem Blick über die Stadt und den Rio Tejo liefen wir wieder ewig durch die Stadt, den anderen Berg hoch und klapperten die unzähligen Sehenswürdigkeiten ab.
Die ganze Stadt war übrigens überfüllt mit Schalker Fußballfans. Dies aufgrund des am nächsten Tag stattfindenden Champions League Spiels gegen Benfica Lissabon. Die Schalker waren wirklich überall und wie gewohnt richtig asozial. Ruhrpottkanacken halt. Ein tolles Bild müssen die Lissaboner von den Deutschen haben. In der Stadt sahen wir auch noch zufällig kurz ein paar Mädels, die wir aus Murcia kannten.
Nach einem Abendessen und dem Schlendern durch die mittlerweile überall beleuchtete Stadt fielen wir wieder tot ins Bett.
Am nächsten Morgen hieß es wieder früh aufstehen und wir mussten uns von den netten Hostelangestellten verabschieden. Goodnight Hostel Lisboa kann ich nur weiter empfehlen. Die Leute dort sind immer bemüht, dass es einem an nichts fehlt und sind alle selbst noch in unserem Alter.
Zuletzt fuhren wir noch raus aus der Stadt zum Torre de Vasco da Gama und zur längsten Brücke Europas, der Vasco da Gama Brücke.
Nach einer Rundfahrt durch die Stadt und einem kurzen Halt an der anderen bekannten Brücke von Lissabon (die Brücke des 1. Mai), fuhren wir wieder die über 400 Km zurück nach Sevilla.
Diesmal brauchten wir für die 400 Km nicht einmal 4 Stunden, auf dem Hinweg waren es aufgrund der Reifenpanne rund 11 Stunden.
In Sevilla fanden wir sofort einen Parkplatz in der Nähe unserer nächsten Unterkunft, dem Picasso Hostel. Der Empfang war hier zwar recht unfreundlich, doch gefiel mir das Hostel sehr; nicht nur wegen des schönen Gebäudes.
Nach einem ersten Rundgang durch die Stadt spürten wir auch gleich das spanische Flair dieser tollen Stadt. Überall hat es historische Gebäude und alles ist wunderbar beleuchtet.
Es gibt viel zu sehen und besonders das ehemalige Jüdische Viertel, welches die heutige Altstadt ist, war sehr sehenswert. Eigentlich wollten wir uns noch eine für Sevilla typische Flamenco-Show anschauen, doch da diese alle sehr teuer waren und wir in Murcia schon eine hammerprofessionelle Flamencodarbietung gesehen hatten, verzichteten wir gerne.
Auch hier war es wieder bald Mitternacht und am nächsten Tag war wieder früh Aufstehen angesagt. Die Nacht im Hostel war aber aufgrund der Kanarienvögel an der Rezeption recht unruhig. Als ersten Programmpunkt schauten wir uns das herrliche alte Schloss mit den wunderschönen Gärten drum herum an.
Alles war sehr arabisch mit vielen Mosaiken und Schnickschnack.
Nach einem weiteren Besuch in einem anderen Park, der besonders für seinen Wasserkanal bekannt ist, hielten wir noch kurz an der angeblich schönsten Stierkampfarena der Welt und verließen danach Sevilla in Richtung Granada.
Die über 200 Km vergingen wie im Flug und bald war die Sierra Nevada in Sichtweite. Und auch Granada erreichten wir bald.
Nach einem kurzen Besuch bei der berühmten Alhambra-Burg, in die wir nicht rein wollten, da wir nicht schon wieder Lust auf Mosaike und Parks hatten, fuhren wir runter in die Altstadt. Aufgrund dessen, dass ich ein Schild übersehen hatte, fuhren wir plötzlich direkt durch die Fußgängerzone und da ich nicht umdrehen konnte und diese sich ganz schön in die Länge zog und immer enger wurde, wars dann irgendwann richtig lustig. So hätten wir gleich weiterfahren können, da wir ja nun schon alles gesehn hatten, doch wir entschieden uns dann doch noch etwas zu bleiben.
Nach dem ein Parkplatz gefunden wurde, liefen wir wieder durch die vielen Gassen und den Hang hoch. Hier hatte man einen super Blick auf die Alhambra und uns begegneten jede Menge Rucksacktouristen.
Hinter den Hängen waren wir dann am eigentlichen Ziel. Die Höhlenwohnungen von Granada. Hier stand ein ganzes Dorf bestehend aus lauter Höhlen, die allesamt bewohnt waren. Irgendwie erinnerte mich das Ganze aber ein bisschen an die Townships von Durban; war aber trotzdem sehr beeindruckend.
Zurück in der Stadt kamen wir an vielen Hippies und Wasserpfeifen-Läden vorbei. Ganz Granada ist eine Hippie-City. Überall Leute mit Rastas und jeder war irgendwie am chillen. Nur fast unser Ding. Des Weiteren gab es hier jede Menge Zigeuner und alle wollten dir irgendwas andrehen. Außerdem hat Granada auch ein sehr arabisches Feeling und passend dazu viele arabische Geschäfte. Wohl auch aufgrund der Alhambra.
Nach einem Abendessen mit Tortilla und einem weiteren Rundgang machten wir uns wieder auf zurück zum Auto.
Durch die unzähligen wunderschönen Gassen kamen wir direkt zu einem Aussichtspunkt, welcher total überfüllt mit Menschen war und mit diesen konnten wir uns die jetzt leuchtende Alhambra anschauen.
Granada war also ein krönender Abschluss unserer 6-tägigen Reise, die nach weiteren 260 Km in Murcia endete.
Insgesamt legten wir eine Strecke von fast 2.500 Kilometern zurück, was fast soweit ist wie von Friedrichshafen ins türkische Ankara. Aufgrund der geringen Autobahngebühren und dem in Spanien sehr günstigen Benzin, hielten sich auch die Reisekosten in Grenzen.
Und so hatte ich am nächsten Tag, nach einem kurzen Stop bei der Jesus-Statue nahe Murcia, nur noch unseren Mietwagen zum Flughafen zurückzubringen, bevor 2 Tage später unsere nächste Reise beginnen sollte.