Belgrad

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Es ist noch gar nicht lange her, da herrschte in Serbien Krieg. Zu Beginn der Neunziger Jahre bombadierte die UNO die Hauptstadt Belgrad, Jugoslawien wurde aufgelöst und daraus entstanden Länder wie Kroatien, Slowenien, Bosnien oder Montenegro. Noch heute kann man in Belgrad zahlreiche Häuser, die von den Bomben stark beschädigt wurden, sehen.

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Genau in diese damals so stark umkämpfte Stadt sollte meine heutige Reise gehen.

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Mit Wizzair von Memmingen war ich in über einer Stunde auf dem Balkan. Schon beim Landeanflug war zu erkennen, dass es sich bei Serbien um kein gewöhnliches europäisches Land handelte. Unter uns loderten zahlreiche Feuer, überall wurde der Müll verbrannt und Feuer griffen auf Bäume und Felder über.

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Auch bei meiner Fahrt mit dem Minibus vom Aerodrom in die Innenstadt sah es am Straßenrand nicht anders aus. Belgrad hat 1,2 Millionen Einwohner und gilt als die westlichste Stadt im orientalischen Osteuropa bzw. als die östlichste Metropole im Westen. Belgrad wird auch das New York vom Balkan genannt.

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Am Busbahnhof ausgestiegen, lief ich zuerst zurück über den Fluss Sava und entlange des Flusses zur Mündung an der der Fluss Sava in die Donau fließt. Dabei kam ich an zahlreichen Hausbooten und stillgelegten Schiffen vorbei, welche hier als Restaurant, Bar oder Club genutzt werden.

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Außerdem sah man auch zahlreiche sowjetisch aussehende Denkmäler.

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Irgendwann kam ich zu meinem gebuchten ArkaBarka Floating Hostel. Ein sauberes kleines Hostel, welches auf der Donau auf einem Floß steht.

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Nach dem Einchecken lief ich durch den Park Usce und durch Novi Belgrad zu einer der großen Brücken, wo ich in einen Bus stieg und zum Stadion Crvena Zvezda, dem Stadion von Roter Stern Belgrad, fuhr. Für 300 Dinar (3€) war ich drin im 51.538 Zuschauer fassendem Rund.

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Drinnen das erwartete Bild, überall gefährlich aussehende Graffitis, gewaltbereite Fußballfans und Polizisten. Roter Stern ist bekannt für seine gewaltbereiten Fans und gehört neben Partizan Belgrad zu den zwei wichtigsten Fußballvereinen in Serbien. Aufgrund dieses Rufes sind serbische Stadien meist leer und lediglich die fanatischen Kurven immer gut gefüllt. Man sieht kaum Frauen und Familien sowieso nicht.

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Beim Spiel gegen den Vorort-Club vom Belgrader Stadtrand BSK Borca waren keine Gästefans zugelassen und während des Spiels schaute ich meist mehr auf die Fankurve als auf das Spielfeld, schließlich war hier deutlich mehr geboten. Ständig brannte Pyrotechnik und pünktlich zur 1:0 Führung brannte die komplette Kurve. Absolute Gänsehautstimmung und gleichzeitig mein 33. Länderpunkt.

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Das Spiel gewann Roter Stern 2:0 und danach steuerte ich als erstes die wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt an.

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Die St. Sava Church im Stadtteil Vracar gehört zu den größten orthodoxen Kirchen der Welt.

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Danach gönnte ich mir jede Menge Cevapcici und lief stundenlang durch Parks, an Palästen vorbei und durch die Stadt.

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An zahlreichen Ecken waren öffentliche Konzerte. Das Preisleistungsverhältnis stimmt in Ländern wie Serbien noch heute. Eine Kugel Eis kostet 50 Cent, ein Menü mit Getränk 2,30€ und die Busfahrt ebenfalls etwa 50 Cent. Für die komplette Reise hatte ich gerade mal Kosten von 115€ (40€ Flug, 40€ Hostel und 35€ für sonstiges). Wenn man hier mit einem 1000 Dinar-Schein (also 10€) bezahlen möchte, verdrehen die Serben die Augen bzw. können nicht rausgeben.

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Für die Touristen gab es jeden Abend über der Flussmündung zahlreiche Feuerwerke und an jeder Ecke herrschte Party. Besonders beliebt schienen mir jedoch die zahlreichen Clubs auf dem Fluss. Als ich es um halb drei in mein schwankendes Bett geschafft hatte, konnte man vor Partylärm kaum schlafen. Im Reiseführer Lonely Planet wird Belgrad als die Partyhauptstadt der Welt bezeichnet. Ich finde zu Recht. Party herrscht hier All Day, All Night.

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Den nächsten Morgen startete ich spät, nach dem herrlichen Frühstück auf der Sonnenterrasse mit Blick auf die Donau und die gegenüberliegende War-Island lief ich wieder in Richtung Innenstadt.

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Da fast alle Straßenschilder auf der für mich nicht lesbaren kyrillischen Schrift geschrieben waren, hatte ich im Häuserwirrwarr so meine Probleme, fand dann aber doch noch das Omladinski-Stadion von OFK Belgrad. Unterwegs waren wieder zahlreiche Plakate und Denkmäler zu sehen, die den Krieg nicht vergessen ließen.

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Das Spiel im Stadion von OFK durfte man gut und gerne als das kleine Belgrader Stadtderby bezeichnen. Schließlich trafen hier OFK Belgrad und Rad Belgrad aufeinander. Nach Roter Stern und Partizan die zwei wichtigsten Vereine der Stadt. Wieder einmal war das Stadion erschreckend leer, beide Vereine wurden aber von zahlreichen Anhängern unterstützt. Nach dem Spiel (Ergebnis 2:1) gab es wieder die üblichen Katz-und-Maus-Spiele zwischen beiden Fangruppen und der schwer bewaffneten Polizei.

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Danach war mein Ziel die grüne Lagune von Belgrad. Der Tasmajdan Park war jedoch völlig überfüllt von Menschen. Genauso überfüllt war die Fußgängerzone und die Burg von Belgrad. Von der Burg hat man aber einen sehr guten Blick über die Vororte von Belgrad.

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Zurück am Hostel nahm ich mir eines der kostenlosen Bikes und fuhr 2 Stunden lang den Fluß hochwärts Richtung Stadtteil Zemun. Am Flußufer schienen die Bars und Clubs kein Ende zu nehmen und überall war viel los. Die Serben sind gegenüber Ausländern sehr aufgeschlossen und freundlich und sprechen meist auch recht gutes Englisch.

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Außerdem gibt es ein Sprichwort in Serbien, das besagt, dass ein Serbe, der nicht raucht und trinkt, sein Leben nicht genießt. Diesem Sprichwort schien in Serbien wirklich jeder zu folgen. Am Rande der Trinkmeile befand sich die Altstadt.

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Hier fühlte ich mich sogleich in das frühere Jugoslawien zurückversetzt, überall anstatt geteerten Straßen nur Kopfsteinpflaster und uralte Häuser. Durch die verwinkelten Gassen hoch kam ich zum Gardos Tower.

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Von hier hatte man sogar einen super Blick bis in das beleuchtete und 11 Kilometer entfernte Zentrum von Belgrad. Vom Theater um den heutigen 11. September bekam ich glücklicherweise hier in Belgrad nichts mit. Für alle, die aber mal günstig fliegen wollen, Flüge sollen an diesem Tag besonders in den USA am günstigsten zu haben sein.

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Den nächsten Tag verbrachte ich zum größten Teil im modernen und großem Usce-Shoppingcenter.

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Am Nachmittag, als die Hitze unerträglich wurde, fuhr ich per Straßenbahn und Bus zur Insel Ada Ciganlija. Auf dieser Insel im Fluß Sava gelegen, befindet sich der Stadtstrand der Belgrader. Der künstliche ADA-Beach ist 7 Kilometer lang und bei gutem Wetter baden hier bis zu 300.000 Belgrader.

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Hier verbrachte ich die Zeit bis zum späten Abend.

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Danach schaute ich mir noch die Belgrader Arena von außen an und saß lange vor dem Serbischen Palast. Aus diesem kamen den ganzen Abend über zahlreiche Polizeieskorten mit Politikern heraus. Derzeit ist die Lage im Kosovo wieder sehr angespannt und die Rolle der Serben sehr umstritten. Am Dienstagmorgen nach dem letzten Frühstück auf der Flussterrasse verabschiedete ich mich von meinem schönen Hostel und meinen „Messi-Mitbewohnern“ aus Brasilien und flog vom Nikola Tesla Airport zurück ins Allgäu.

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Dass ich verdammt zum Fliegen bin, zeigte mir auch das Schicksal. Kaum war ich wieder in Friedrichshafen, schon stand in meinem Glückskeks beim Asiaten „Du wirst eine Flugreise antreten“.

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