El Gouna

Vor wenigen Jahren befand sich an der Stelle, wo heute die Lagunenstadt El Gouna steht, nur die reine Natur. Dann entschloss sich Samih Sawiris, der reichste Mann Ägyptens und angeblich viert reichster Mensch der Welt, an dieser Stelle sich sein eigenes Paradies zu erschaffen. Der Grund dafür ist jedoch nicht, dass er besonders großzügig ist, sondern es gibt in Ägypten ein Gesetz, das besagt, dass Projekte direkt am Roten Meer auch immer dem Tourismus dienen müssen.

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Mittlerweile ist daraus eine wunderschöne Stadt geworden, die mit ihren zahlreichen Kanälen doch sehr an Venedig erinnert, aber auch doch irgendwie komplett anders ist.

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El Gouna soll der sicherste Ort in ganz Ägypten sein. Die Stadt ist streng bewacht und darf nur von Touristen und Einheimischen mit Arbeitsplatz oder Wohnsitz in El Gouna betreten werden. Sie verfügt über zahlreiche Kanäle und Brücken und ist so angelegt, dass fast jede Villa Blick aufs Wasser hat.

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So wie die Villa unseres Freundes Ismail sehen hier die meisten Häuser aus. Außer den ganzen Villen gibt es in El Gouna noch zahlreiche Luxushotels und einige wunderschöne Golfplätze. Des weiteren hat El Gouna ein wunderschönes Stadtzentrum (Kafr El Gouna) mit Touristenattraktionen wie dem Aquarium.

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Auch verfügt El Gouna über einen beeindruckenden Yachthafen (Abu Tig Marina) und über zahlreiche Strände, wie die zwei berühmtesten Strände Zeytouna-Beach und Mangroovy-Beach.

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Der Mangroovy-Beach zählt bei Kitesurfern zu den absoluten Hotspots und hier findet einmal im Jahr ein internationaler Kitesurf-Wettbewerb statt. Der Zeytouna-Beach dagegen liegt direkt in Mitten der Lagune und ist nur über Brücken oder mit Schiffen erreichbar.

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Rund um den Zeytouna-Beach stehen zahlreiche Villen und auch die ein oder andere luxuriöse Privatinsel kann man von Weitem sehen.

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Es gibt auch zahlreiche Luxusresorts mit wunderschönen Bungalowanlagen direkt auf dem Wasser. Hierbei haben die meisten Bungalows sogar ein eigenes Boot direkt vor der Türe stehen. Einen eigenen Pool besitzt sowieso jedes Anwesen.

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Kurioses gibt es in El Gouna Zahlreiches. Zuerst einmal muss man sagen: El Gouna ist nicht Ägypten. Ägypten ist dreckig, aber in El Gouna findet man nicht einmal ein Häufchen Müll auf dem Boden. Des weiteren gibt es in El Gouna keine dieser nervigen Taxis, sondern ausschließlich Limousinenservice. Wer mit dem Taxi nach El Gouna fährt, muss sich vor Ort anmelden und der Taxifahrer darf keine anderen Personen aus El Gouna zurück nach Hurghada nehmen. Eine weitere Kuriosität sind die aus Thailand importierten Rikschas. Für 5 Pfund (ca. 0,60 €) pro Person, wird man durch die ganze Stadt kutschiert.

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Außerdem muss ich noch unbedingt erwähnen, dass in El Gouna an jedem Kreisverkehr 24 Stunden ein Wachmann sitzt und das nur für den Fall, dass mal ein Tourist den Weg nicht weiß. Und in El Gouna gibt es verdammt viele Kreisverkehre. El Gouna hat sogar einen eigenen Radiosender, welcher mit dem Spruch “The World`s Biggest Little Station” wirbt.

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Die Stadt ist das St. Tropez Nordafrikas. Im Yachthafen stehen riesige Yachten und man sieht viele reiche Ägypter und Europäer.

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Daher ist hier in den Restaurants auch das Preisniveau deutlich höher. Für den Abend kann ich die Peanut-Bar am Yachthafen empfehlen. Hier legen täglich Djs auf und auf allen Tischen stehen Unmengen von Erdnüssen. Die Schalen müssen nach dem Öffnen im hohen Bogen durch den Club geworfen werden. Dreck machen ist hier ausdrücklich erwünscht und kommt bei allen Gästen sehr gut an. Bei meinem zweiten Besuch sah ich El Gouna zum ersten Mal tagsüber. Morgens besuchten wir noch den Obstmarkt von Hurghada und nach einem leckeren arabischen Mittagessen mit unserem Nachbar Ali steuerte ich gemeinsam mit Sam zuerst den Buzza- und den Mangroovy-Beach an.

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Hier schauten wir den unzähligen Kitesurfern zu, bevor wir vom Hafentower einen noch besseren Blick auf die Strände und die Stadt hatten.

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Vom Yachthafen nahmen wir eines der besagten Rikschas zurück ins Zentrum.

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Hier liefen wir stundenlang über Kanalbrücken und Golfplätze, vorbei am Turtlehouse zu einem weiteren Aussichtsturm El Gounas.

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Von hier hatte man einen super Blick über sämtliche Lagunen, über die Berge und sogar bis nach Hurghada. Auch das Luxushotel Steigenberger Golf Resort lag uns zu Füßen. Den Abend schlenderten wir durch die Gassen und ließen ihn letztendlich in einer Shisha-Bar ausklingen.

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Zurück in Hurghada wurde ich wiederum von unserem Nachbarn Ali zu einem weiteren Bilderabend eingeladen. Er zeigte mir Bilder von seinen Kriegseinsätzen im Sinai und Jemen. Er erzählte mir, wie er für die ägyptischen Präsidenten Sadat und Mubarak gedient hatte und berichtete von seinen Wüsten- und Auslandsreisen. Heute jagt er Krokodile am Nil oder geht Fischen im Roten Meer. Er lebt hier in Hurghada, da er sich hier sicherer fühlt als zuvor in Kairo.

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Der Lieblingssport der Ägypter ist Fußball. Und der wichtigste Verein Al Ahly aus Kairo. Er ist der FC Bayern Ägyptens und hat die meisten Anhänger. El Gouna besitzt ebenfalls einen Club in der Ersten Ägyptischen Liga.

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Das Stadion des Vereins steht etwas außerhalb der Lagunenstadt, genauer gesagt in Mitten eines kleinen Wohngebietes in dem Einwohner El Gounas wohnen, die nicht genug Geld für eine Wohnung innerhalb der Lagunen haben.

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Das Stadion ist relativ neu und bietet ca. 12.000 Zuschauern Platz.

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Der Clubchef ist wiederum Samih Sawiris, der Gründer der Lagunenstadt. Dieser ermöglicht auch den freien Eintritt zu allen Heimspielen El Gounas. Beim heutigen Spiel zwischen El Gouna FC und Telephonat Bani-Sweif waren einige tausend Zuschauer anwesend. Aus Bani-Sweif war ebenfalls ein großer Mob mit dabei und füllte den Gästeblock mehr als ich erwartet hatte.

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Das Stadion erinnerte an einen Hochsicherheitstrakt mit seinem ganzen Stacheldraht und überall stand schwer bewaffnetes Militär. Umso länger ich in Ägypten bin, umso mehr fällt mir auf wie sehr Ägypten ein Militärstaat ist. Das Militär ist praktisch überall präsent und alleine in Hurghada gibt es mehrere dutzend Militärcamps oder Einrichtungen, die dem Militär dienen. Wöchentlich kreisen Kampfjets auf Übungsflügen über Hurghada und es scheint so, als sei man täglich auf den Ernstfall vorbereitet.

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El Gouna ging in der zweiten Halbzeit in Führung und nach dem Ausgleich durch einen umstrittenen im Nachschuss verwandelten Elfmeter, siegte El Gouna kurz vor Schluss mit einem ebenfalls umstrittenen Elfmeter 2:1. Nach dem Spiel rastete der Torwart von Bani-Sweif völlig aus und stürmte in Richtung eigene Fans. Diese hatten ihn das ganze Spiel über verhöhnt und er konnte erst durch viele Ordnungskräfte gestoppt werden.

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In Ägypten befinden sich die meisten Fußballvereine in der Region Kairo, die Region Rotes Meer ist daher nicht besonders häufig auf der Fußballlandkarte vertreten, dennoch besitzt auch Hurghada einen Fußballverein. Der Grand United Football Club ist der Verein des Grand Hotels aus Hurghada und hat sich mittlerweile bis in die zweite ägyptische Liga hochgespielt.

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An einem weiteren freien Tag schaffte ich es endlich mal die mehrere Kilometer lange Esplanada abzulaufen. Als erstes traf ich auf eine große Gruppe von Ägyptern, die vor dem Steigenberger Hotel standen und eine russische Touristendelegation jubelnd begrüßten. Jeder hatte ein T-Shirt an mit Liebesbekundungen an Russland. In Wirklichkeit sind die Russen hier zwar überall unbeliebt, jedoch ist man von den russischen Touristen abhängig, denn schließlich machen sie mit weitem Vorsprung den größten Anteil der Touristen in Ägypten aus.

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Danach schaute ich mir noch das Grand Hotel an und kurz darauf den wunderschönen Strand des Siva Grand Beach Hotels, welches über eine wunderschöne Sandbank verfügt, die zum Teil unter Wasser liegt und sich einige hundert Meter ins Meer hineinzieht.

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Ein ganz schlauer Einfall vieler Ägypter ist es, einen Laden zu eröffnen und diesen dann nach einer deutschen Markt-Kette zu benennen. Hier eine kleine Auswahl:

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Nach der Esplanada war mein Ziel der Stadtteil Dahar. Hier wollte ich aber dieses Mal die Ecken sehen, die sonst kein Tourist zu sehen bekommt. Dahar zieht sich über einige Hänge und Hügel hinweg und in Mitten dieser Hügel befinden sich einer der heruntergekommensten Stadtteile, die ich in Ägypten je gesehen habe.

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Man kommt in diesen Stadtteil nur über enge Treppenstufen. An den wichtigsten Zugängen sitzen überall Kinder und betteln nach Geld. Ein paar Wörter auf Ägyptisch stellt sie meistens aber auch schon zufrieden. Der Rest des Stadtteils besteht aus kleinen Holz- oder Steinbehausungen und rundherum viel Müll und Sand und noch mehr Müll.

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Zwischen dem ganzen Müll sitzen unzählige Familien oder spielen Kinder. Rund um den Stadtteil stehen zahlreiche Bauruinen in denen sich wiederum die Ärmsten der Armen eine Behausung aus Müll hineingebaut haben. Dass Hurghada über solche heruntergekommenen Stadtteile verfügt, hatte ich bisher nicht geahnt.

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Von einem Berg aus hatte man noch einen tollen Blick über Hurghada. Dahar hat jedoch auch ein anderes Gesicht, das aus zahlreichen wunderschönen Stränden und Hotels besteht.

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Dass die Wüste im übertragenen Sinne auch sehr grün sein kann, bekomme ich hier jeden Tag mit. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht gefragt werde, ob ich nicht Marihuana kaufen möchte. Natürlich lautet meine Antwort immer La-a (Nein). Marihuana scheint hier aber zum alltäglichen Leben der meisten Ägyptern dazuzugehören. Etwas, dass es hier genauso viel gibt wie Marihuana sind Taxis. Soviele Taxis wie hier, hatte ich bisher nur in Dubai gesehen. Dennoch verzichte ich auch gerne Mal auf Taxi fahren und lief noch kilometerweit durch Hurghada. In einer Straße lief ich an zahlreichen Metzgereien vorbei.

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Metzgerei heißt hier in Ägypten jedoch Schlachten und Verarbeiten direkt auf der Straße. Ist zwar nicht ganz hygienisch, aber selbst in meinem 5-Sterne-Hotel benötigte ich ganze 2 Monate bis sich mein Magen an das Essen, die Gewürze und die doch etwas andere Speisenzubereitung gewöhnt hatte und ich meine Magenprobleme los war.

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Mittlerweile wurde mein Hotel (Stella Makadi Beach Resort) bei Holidaycheck zu den 99 beliebtesten Hotels weltweit gewählt. Der Tourismus hat sich wieder etwas erholt. Der seit 30 Jahren geltende Ausnahmezustand wurde ebenfalls vor kurzem aufgehoben. Und dennoch heißt es bei meinen zahlreichen Arbeitskollegen wenn sie in den Urlaub fahren, “ich fahre nach Tahrir”. Damit ist zwar auch eine Insel gemeint, aber diese befindet sich im Zentrum Kairos und ist eine Verkehrsinsel, genauer gesagt der Platz auf dem seit Tagen wieder Tausende gegen das Militärregime protestieren. Was dadurch erreicht werden soll, wissen mittlerweile aber immer weniger Ägypter.

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Das Leben hier ist schön und wir haben täglich das gleiche Wetter, strahlend blauer Himmel und Sonne. Dennoch – an einige Dinge gewöhnt man sich nur schwer. Da wären zum einen der viele Dreck und Sand an jedem Ort außerhalb meines Hotels. Zum anderen das Verhalten mancher Ägypter, wie zum Beispiel die meistens sehr aggressiven Taxifahrer oder das übliche Bild von an den Straßenrand kackenden Menschen. Diese machen dies meist so unscheniert, als wäre es das normalste auf der Welt. Sie bemühen sich nicht mal darum sich etwas zu verstecken.

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Des weiteren wird einem immer von Securitys mit dem “Kalaboush” (Gefängnis) gedroht, falls man sich an gewisse Regeln nicht hält. In dem arabischen Lied von Mohamed Mounir “Su ya su habibi habasu” geht es ebenfalls um den Knast und das Lied ist hier ein absoluter Ohrwurm. In Hurghada gibt es auch eine gute Disco Namens Kalaboush. Arabische Frauen sieht man allerdings so gut wie nie in einem Club. In der arabischen Welt ist die Disco den Männern vorbehalten und eine Frau, die in einen Club geht, wird als Schlampe abgestempelt und diese Schmach will sich keine arabische Frau geben.

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Auch ist es hier schwer einen gut bezahlten Job zu finden. Wenn man nicht das Glück wie ich hat und für eine deutsche Firma arbeiten kann, dann muss man sich hier im Privatleben sehr einschränken. Die meisten Europäer arbeiten hier als Tauchlehrer oder machen sich irgendwie selbstständig. Dies sind wohl die einzigen Möglichkeiten genug Geld zu verdienen. Selbst El Gouna wirkt sehr ausgestorben und das egal zu welcher Tageszeit.

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Zwar stehen überall schöne Villen mit großartigen Poolanlagen, aber man sieht nur selten jemanden darin baden. Dies liegt sicher auch daran, dass hier die meisten eine 6-Tage-Arbeitswoche haben. Frei ist hier meistens nur der Freitag, an welchem auch das wichtige Freitagsgebet der Muslime stattfindet. Viele arbeiten sogar ohne wirklichen freien Tag in der Woche. Wer sich aber über Geld keine Gedanken machen muss und zusätzlich die günstigen Lebenshaltungskosten hier nutzen kann, für den ist das Rote Meer der ideale Ort um alt zu werden. Dies wird auch von vielen Europäern wahrgenommen, schließlich ist Ägypten der einzige Ort in der Nähe von Europa, an dem man sich das ganze Jahr auf ein angenehmes warmes Klima verlassen kann. Selbst auf den Kanaren, in Marokko oder Tunesien ist das Wetter und die Wassertemperatur nicht so beständig wie hier.

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