Jeder, der einmal in Ägypten war, muss auch mal den Nil gesehen haben. Den Nil selbst hatte ich zwar bereits vor 3 Jahren in Kairo gesehen, ursprünglicher und naturell schöner anzusehen ist er aber in Luxor. Luxor – eine der ältesten Städte der Welt am längsten Fluss der Welt gelegen. Die Stadt hieß früher Theben und war eine der bedeutendsten Städte im Pharaonenreich. Heute leben hier ca. 487.000 Einwohner hauptsächlich vom Tourismus. Mit meiner Familie und meiner Freundin und unserem bekannten Abdullah ging die Reise am frühen Morgen los. Früher fuhren Touristenbusse aus Angst vor Anschlägen die Strecke von Hurghada nach Luxor noch im Polizeikonvoi, heute ist es wieder etwas sicherer geworden.
Bis Luxor sind es von Hurghada gut 280 km. Die ersten 60 km führen am Roten Meer entlang vorbei an Makadi Bay und Safaga. Bei Safaga geht es dann ins Landesinnere zuerst durch Gebirge und danach durch die Wüste bis irgendwann am Horizont ein grüner Streifen auftaucht. Wenn man monatelang nur Wüste gesehen hat, sticht die grüne Landschaft rund um den Nil richtig ins Auge.
Der erste Ort am Nil war Qena, ein recht unspektakulärer Ort mit zahlreichen Polizeikontrollen und ohne wirkliche Sehenswürdigkeiten. Außerhalb des grünen Streifens standen zu Mubaraks Zeiten kaum Häuser, seitdem er weg ist wird aber überall illegal gebaut. Von Qena waren es noch gut 20 Minuten bis zur ersten Sehenswürdigkeit, dem Hatschepsut-Tempel in Theben-West bei Luxor. Von Ägyptern auch Hotchickensoup-Tempel genannt.
Bevor man diesen jedoch bestaunen konnte, musste man wie üblich in Ägypten zuerst zahlreiche Souvenirhändler abwimmeln. Der Tempel selbst wurde von 1503 bis 1482 vor Christus auf Anweisung von der ägyptischen Königin Hatschepsut errichtet und hier wurde sie nach ihrem Tod begraben. Die Grabkammer durfte jedoch nicht besichtigt werden.
Der Tempel selbst wird vielen auch durch folgende Schlagzeile aus dem Jahre 1997 bekannt sein:
„17.11.97: Beim bis dahin weltweit blutigsten Terroranschlag auf Touristen kommen in der oberägyptischen Stadt Luxor vor dem Hatschepsut-Tempel 58 Urlauber ums Leben, darunter 36 Schweizer und vier Deutsche. Bei dem Attentat sterben nach offiziellen Angaben auch vier unbeteiligte Ägypter und sechs der Attentäter. Zu dem Anschlag bekennt sich die islamische Terrororganisation »Gamaa Islamija«.“
Der nächste Stopp sollte im Tal der Könige sein. Von diesem fuhren wir aber aufgrund seiner hohen Eintrittspreise zurück zu seiner kleinen Schwester, dem Tal der Königinnen (Valley of the Queens). Dieses ist weitaus günstiger und nicht so überlaufen von Touristen wie das Tal der Könige und mindestens genauso sehenswert. Man sieht hier ebenfalls 3 schöne, gut erhaltene Grabkammern und zusätzlich noch eine Mumie eines Säuglings welcher vor tausenden Jahren wohl eine Fehlgeburt einer Frau im 6. Monat war. Fotografieren war hier leider nicht erlaubt.
Rund um die ganzen historischen Sehenswürdigkeiten befanden sich früher in den Bergen Häuser und Höhlenwohnungen der Einwohner Luxors. Diese wurden jedoch in den letzten Jahren umgesiedelt und bekamen von der Regierung Häuser in der Nähe des Nils gestellt. Eine dieser umgesiedelten Familien ist die Familie von Abdullah.
Sie lebt im Stadtteil El Kom am Rande riesiger Felder und besitzt zahlreiche Kühe, Esel und Hühner. Wie alle ägyptischen Familien besteht die Familie aus zahlreichen Familienmitgliedern und wir fühlten uns sofort sehr willkommen. Zuerst bekamen wir ein reichhaltiges Mittagessen und danach zeigten sie uns unser Zimmer, in welchem wir die Nacht übernachten durften.
Meine kleine Schwester Stella fühlte sich auch sofort wohl und spielte mit den zahlreichen Kindern und ritt auf den Eseln. Unsere mitgebrachten Süßigkeiten wurden uns aus den Händen gerissen und immer wieder kamen Nachbarn vorbei um uns zu begrüßen oder anzustarren. Der Alltag der Familie schien sehr eintönig zu sein und bestand die meiste Zeit daraus, auf dem Boden zu sitzen und Gespräche zu führen.
Unser nächstes Ziel war der Nil. Hier nahmen wir uns ein Motorboot für einige Stunden und fuhren zur sogenannten Banana Island, welche zwar so heißt aber eigentlich keine Insel ist, sondern eine Bananenplantage einige Kilometer flussabwärts. Vom Boot aus sah man einige Tempel am Flussufer und überall auf dem Nil waren die typischen Segelschiffe und zahlreichen Kreuzfahrtschiffe zusehen.
Auf Banana Island befand sich ein schönes Restaurant und rundherum waren Felder mit Tieren und wir konnten Bauern bei ihrer Feldarbeit zuschauen. Mit den ganzen Palmen und den Feldern und den dichten Büschen erinnerte mich die Landschaft doch sehr an Asien.
Im Restaurant bekamen wir leckere Bananen serviert und konnten danach noch einen Rundgang durch die Bananenplantage machen. An diese Plantage angrenzend befand sich die Zuckerrohrplantage. Hier saugten wir aus den Stangen den Zuckersaft.
Rechtzeitig zum Sonnenuntergang waren wir wieder auf dem Nil, in welchem wir leider keine Krokodile sahen.
Und als die Sonne weg war, standen wir vor dem wunderschön beleuchteten Luxor-Tempel. Vor dem Luxor-Tempel steht ein großer Obelisk. Früher waren es zwei, der andere steht jedoch seit 1836 auf dem Place de la Concorde in Paris.
Vom Luxor-Tempel aus nahmen wir eine Kutsche und fuhren durch die unansehnliche Altstadt von Luxor. Hier befand sich auch der Bahnhof, von wo aus eine der wenigen Zugstrecken Ägyptens bis nach Kairo führt. Danach hielten wir uns stundenlang auf dem Basar bzw. Souk auf.
Um wieder auf die richtige Uferseite zu kommen, mussten wir wieder auf ein Motorboot zurückgreifen.
Zurück im halbfertigen Haus von Abdullahs Familie wurde uns gleich wieder lecker Abendessen auf dem Teppichboden serviert.
Am nächsten Morgen wurden wir vom Tiergeschrei und von den Kindern der Familie geweckt. Die jungen Mädchen der Familie waren schon früh wach und sind hier sehr in den Haushalt eingespannt. So servierten sie uns auch wieder ein leckeres Frühstück und räumten unser Zimmer auf.
Ägyptische Familien sind bekannt für ihre großzügige Gastfreundschaft und würden sich sogar um Monate voraus ruinieren, nur um den Gästen ausreichend Speisen zu servieren. Wir bekamen mehr als wir essen konnten und meine Mutter hatte ein richtig schlechtes Gewissen bei unserer Abreise.
Nach einer herzlichen Verabschiedung hielten wir noch bei den Memnonenkolossen, welche hier auch liebevoll Adam und Eva genannt werden. Unser letzter Halt war an einem weiteren Tempel und danach ging es zurück in Richtung Hurghada.
Die Rückfahrt dauerte aufgrund der zahlreichen Polizeikontrollen unterwegs etwas länger. Da der heutige 7. Januar bei den koptischen Christen Ägyptens Weihnachten war, wurden Anschläge befürchtet. Es blieb jedoch ruhig.