Anfang November: Nach einer Nacht im Etap-Hotel in Stuttgart startet mein Abenteuer Ägypten.
Per Condor ging es in über 3 Stunden ans Rote Meer. Hier heißt meine neue Heimat Makadi Bay.
Der Ort liegt ca. 25 Km südlich von Hurghada. Hier arbeite ich für voraussichtlich mindestens 1 Jahr als Animateur für die deutsche Firma FTI.
Mein neues zu Hause und gleichzeitig mein neuer Arbeitsplatz ist das Stella Makadi Resort & Spa. In diesem befinden sich die beiden 5-Sterne Hotels Stella Makadi Beach und Stella Makadi Gardens. Mein Arbeitsplatz befindet sich im Stella Beach, mein Schlafplatz im Stella Gardens. Das Stella Gardens ist ein komplett neuerbautes Hotel und wurde am Tage meiner Ankunft eröffnet.
Von Hurghada kommend muss man zuerst einmal die Staatsgrenze zwischen der Region Hurghada und der Region Safaga passieren.
Danach geht es einige Kilometer durch die Dünen, aber auch durch flache Wüstenabschnitte. Bald taucht der Ort Makadi Bay am Horizont auf. Von Makadi Bay aus, sowie von der gesamten Red-Sea-Küste, kann man überall die wunderschöne Gebirgskette, welche sich einige Kilometer vom Meer entfernt befindet, sehen.
Makadi Bay ist eine wunderschöne kilometerlange Bucht mit Traumstränden. Diese sind allerdings nur an manchen Stellen zum baden geeignet, da sich wunderschöne Riffe bis direkt an den Strand hinziehen.
Also ein Paradies für Tauchanfänger. Über die meisten Riffe führen lange Stege hinweg, an dessen Ende man im wunderschönen türkisblauen Wasser baden kann. Hier findet man auch zahlreiche Fischarten und der nicht ganz ungefährliche Blaupunktrochen ist auch oft zu sehen.
Makadi Bay besteht eigentlich nur aus Hotels. Das erste Hotel entstand hier im Jahre 1998. Die weit über 20 Hotels ziehen sich an der schönen Bay entlang. Ganz links befinden sich die Luxushotels der Hotelkette Red Sea Hotels mit den Vorzeigehotels Makadi Palace & Grand Makadi.
In der Mitte der Bucht befindet sich das Zentrum von Makadi Bay, das Madinat Makadi. Dieses besteht aus 10 verschiedenen Hotels und bietet außerdem einen Souk, Supermärkte, einen riesigen Rutschpark (46 Rutschen), einen Golfplatz, eine Disco und viele weitere öffentliche Einrichtungen wie Restaurants und Bars.
Nebenan befindet sich mein Hotel, welches zu den beliebtesten in Makadi Bay gehört. Es verfügt über unzählig viele Pools, Wasserrutschen, ein Wellenbad, 6 Restaurants und über zahlreiche Sport- und Freizeitmöglichkeiten. Eigentlich fehlt es in diesem Resort an nichts. Sogar eine Disco und eine Tauchschule ist vorhanden.
Die lustigsten Abende verbringen wir im Shisha-Zelt direkt am Strand bei unserem Gastgeber Hasan. Außerhalb der Hotelanlagen ist die einzige touristische Attraktion die Dolphin World am Rande von Makadi Bay.
Das Hotel mit dem schönsten Strand in Makadi Bay befindet sich ganz rechts. Das Al Nabila Grand Hotel hat eine einzigartige wunderschöne Privatbucht die sich zwischen Felsen in einem Naturschutzgebiet befindet. Mein Besuch in der Bucht endete sogleich bei der überaus freundlichen Hotel-Security. Von dieser wurde ich morgens eine Stunde festgehalten, bis ich endlich den Privatstrand wieder passieren durfte. Man muss aber auch erwähnen, dass nicht alle Strandabschnitte so schön sind. Die Strandabschnitte, welche etwas abgelegen von den Hotels liegen, sind meist sehr dreckig und erinnern eher an Mülldeponien. Das kaum vorhandene Müllentsorgungssystem ist immer noch ein großes Problem in Ägypten.
Meine Arbeit hier als Animateur ist super und mit meinem Team macht die Arbeit täglich Spaß. Mit dem größtenteils tunesischen Animationsteam des Hotels verstehen wir uns auch hervorragend.
Mit meinem Kollegen Sam teile ich mir ein luxuriöses Hotelzimmer und außerdem haben wir hier täglich All Inklusive. Somit kann ich einiges an Geld auf die Seite legen, von welchem ich 2013 eine Weltreise machen möchte.
Wir haben hier eine 6-Tage-Woche und meinen freien Tag (Sonntag) verbringe ich meistens bei meiner Familie in Hurghada. Diese ist vor einigen Monaten nach Ägypten ausgewandert und ließ sich auch von der sehr schwierigen politischen Situation in Ägypten nicht abhalten.
Obwohl wir den Umbruch in der arabischen Welt in Tunesien und Ägypten hautnah miterlebt haben, bestand aber niemals Gefahr für unser Leben. Meine Familie hat sich hier mittlerweile gut eingelebt und bewohnt eine wunderschöne Wohnung in der Anlage “Mastaba” mit Blick übers Meer und Hurghada inklusive Pool.
Von unserer Terrasse sind wunderschöne Riffe und türkisblaues Wasser zu sehen. Unsere zwei weiteren Mitbewohner sind Leila und Kays, zwei Nymphensittiche.
In der Wohnanlage befindet sich auch das italienische Konsulat. Meine Schwester und meine Mutter arbeiten hier im Aqua Jungle Park und meine kleine Schwester geht auf die Deutsche Schule in Hurghada.
Ägypten ist ein Land in dem man sehr krasse Erfahrungen machen kann. Gleich mein erster freier Tag in Ägypten wird mir noch ewig in Erinnerung bleiben. Tagsüber verbrachten wir zuerst den ganzen Tag am wunderschönen Old Vic Beach, an welchem man gegen eine geringe Gebühr den ganzen Tag baden kann und sich von Bedienungen köstliches Essen zur Liege bringen lassen kann. Auch das Couch-Speedboot mussten wir gleich ausprobieren. Nebenan befindet sich der Dream Beach zu dem man problemlos hinüberschwimmen kann.
Der Tag selbst war in Ägypten ein sehr wichtiger Feiertag für die Bevölkerung. Kinder bekommen an diesem Tag Geschenke wie bei uns an Weihnachten. Das Opferfest (ägyptisch: Eid Al Adha), oder auch Eid-Festival genannt, gehört zu den wichtigsten Familienfesten und viele Ägypter haben über mehrere Tage hinweg Urlaub. Jede Familie muss bei diesem Fest ein Tier schlachten, weshalb wir auf der Straße zahlreiche Tiertransporte sahen. Aus Erzählungen hatten wir gehört, dass an diesem Tag an vielen Stellen Blut auf der Straße fließen soll. Das Blut, was wir aber am Abend auf dem Weg von Hurghada nach El Gouna sahen, stammte von Menschen. Wir waren erst wenige Kilometer außerhalb Hurghadas, da sahen wir einen Reisebus seitlich auf dem Mittelstreifen liegen. Unser Fahrer Ismail eilte zum Bus und holte uns kurz darauf auch. Als wir um den Bus herum auf die andere Seite gelangten, sahen wir das ganze Ausmaß der zunächst so harmlos aussehenden Situation.
Überall lagen tote Menschen und die Leichen waren noch nicht mal abgedeckt. Die wenigen Helfer versuchten die verstörten Angehörigen zu beruhigen. Wir versuchten ebenfalls zu helfen, konnten aber nicht mehr viel machen. Überall lagen Teile vom Bus, Scherben und persönliche Gegenstände der Businsassen. In dem ganzen Chaos schnappten sich sogar einige Ägypter die Handtaschen der Toten und rannten damit davon. Wie arm oder geldgierig kann man sein, dass man Wertgegenstände von Leichen mitgehen lässt. Am Ende des Busses lagen ebenfalls einige Leichen, welche schwere Verletzungen im Kopfbereich hatten. Hinterher kam heraus, dass der Reisebus der ungarischen Gesellschaft Eastmar auf dem Weg zum Flughafen zu schnell unterwegs war, umkippte und vom Randstein seitlich aufgeschlitzt wurde. Die meisten Überlebenden befanden sich bereits mit schweren Kopfverletzungen auf dem Weg ins Krankenhaus. Die Businsassen wurden größtenteils zwischen dem Bus und dem Randstein zerquetscht. Weitere Tote mussten erst noch geborgen werden, doch bis der Bus angehoben werden konnte verging viel Zeit. Total geschockt verließen wir die Unfallstelle und fuhren weiter in Richtung El Gouna. Jeder, der schon mal vorbei an (zahlreichen!) Leichen gelaufen ist, wird verstehen können, dass man solch ein Erlebnis erstmal verdauen muss. Am Unfallort war die Rede von 20-30 toten Urlaubern aus Ungarn. Der Busfahrer, der Verursacher des Unfalls, soll überlebt haben. In den Nachrichten sprach man am Tag danach von 11 Toten. Im Krankenhaus sollen aber noch einige gestorben sein und in ganz Hurghada sprach man nach einigen Tagen von 16 Toten. Die genaue Anzahl ist mir bis heute nicht bekannt.
Den Abend verbrachten wir geschockt in der wunderschönen Lagunenstadt El Gouna. Highlights dort waren das Aquarium und die Villa mit Pool unseres Fahrers Ismail, welche einen Wert von rund 2 Millionen Euro hat. Auf der Rückfahrt kamen wir noch am Palm Beach Hotel vorbei, dem Hotel in dem die ca. 16 toten Ungarn kurz zuvor noch einen schönen Urlaub erleben durften.
Mein zweites freies Wochenende verbrachte ich auf den Giftun Inseln, welche sich im Roten Meer in Sichtweite von Hurghada befinden. Mit einem Boot voller Einheimischen und unserem Freund Mohamed (so heißt hier jeder Zweite und jeder Erste: Ahmed) fuhren wir für günstige 12€ einen ganzen Tag auf dem Meer herum. Die Ägypter selbst bezahlten zwar nur 8€, aber die selbe Tour gibt es auch von den großen Reiseveranstaltern für zwischen 30€ und 60€ für genau die gleiche Leistung.
Unser erstes Ziel war die kleine Giftun Insel, vor welcher ich lange durch wunderschöne Riffe schnorcheln konnte. Leider sieht man aber auch hier an einigen Stellen die Zerstörung des Riffes durch den Massentourismus. Der Artenreichtum ist aber immer noch beeindruckend und Moränen waren auch zu sehen.
Nach einem Mittagessen auf dem Schiff hielten wir dann am Nachmittag noch auf der großen Giftun Insel. Diese eignet sich zwar weniger zum Schnorcheln, aber dafür umso mehr zum Badeaufenthalt an seinen wunderschönen, aber überfüllten Stränden. Übrigens machen Reiseveranstalter Werbung für Fahrten auf die Giftun Insel, auf die Paradies Insel und auf die Mahmya Insel. Wer aber denkt, das wären 3 verschiedene Inseln, wird enttäuscht sein. Alle Touristen werden immer nur zur Giftuninsel gebracht und auf dieser zu den jeweiligen Strandabschnitten wie “Mahmya”, welche aber direkt nebeneinander liegen.
Die Abende an unserem freien Tag verbringen wir meist in einer der zahlreichen guten Clubs von Hurghada. Hurghada ist auch als das Mallorca der Russen bekannt und in den Clubs Little Buddha, Papas Beach Club oder White Beach herrscht täglich Party.
Natürlich darf ein Warm-Up in einer der zahlreichen chilligen Shisha-Bars nicht fehlen. Hier gibt es überall die leckeren frisch gepressten, fruchtigen Florida-Cocktails, von denen ich mittlerweile Unmengen getrunken habe. Ein weiterer kulinarisch zu erwähnender Genuss sind die gefüllten Teigtaschen mit dem Namen Jamaika. Wer hier Magenprobleme hat, trinkt ein Sugarcan, ein Zuckerrohrgetränk für wenige Cent.
In meiner Zeit hier bisher habe ich übrigens genauso viel russisch wie arabisch gelernt. Russen sind hier mittlerweile die am meisten gesehene Nationalität und jeder Ägypter spricht meist genauso gut russisch wie englisch. Als Deutscher hat man es hier aber leichter als die Russen, diese sind hier nämlich deutlich beliebter als so mancher Russe, der durch schlechtes Benehmen auffällt. Des Weiteren gibt es hier sehr viel Skandinavier, welche auch meist in der Animation arbeiten und welche man hier in Hurghada meist in den irischen Pubs antrifft.
Ägypten ist seit ich hier bin wieder recht häufig in den deutschen Nachrichten vertreten. Dies lag aber nicht nur an dem Erdbeben vor wenigen Wochen, welches wir größtenteils verschlafen hatten, sondern vielmehr an den wieder aufflammenden Protesten des ägyptischen Volkes. Dieses Mal geht es gegen den Militärrat, welcher seit dem Fall Mubaraks im Land das Sagen hat und nach Meinung der Bevölkerung noch härter gegenüber dem Volke ist als zuvor Mubarak. Viele Facebook-User, welche Videos von der Revolution ins Internet gestellt hatten, wurden seit der Revolution zu Haftstrafen verurteilt. Das Volk wollte kurz vor den Wahlen, welche vor kurzem begonnen haben, noch mal deutlich machen, dass der Militärrat sofort abtreten soll und nicht erst nachdem in einigen Monaten eine neue Führung im Amt ist.
Bei diesen Protesten in den letzten Tagen kamen wieder zahlreiche Menschen ums Leben und viele hier in Hurghada bereiteten sich schon wieder auf den Ernstfall vor und deckten sich mit Lebensmitteln ein. Schulen wurden geschlossen und wir befürchteten schon, dass wir wieder bald ausreisen müssen. Seit aber die Wahlen begonnen haben, hat sich die ganze Situation wieder beruhigt. Jedoch herrscht hier keinesfalls Ruhe.
In den Straßen hängen überall Wahlplakate, Politiker lassen sich in Autokorsos durch die Stadt fahren und lassen sich vom Volk feiern. Teilweise sind Bilder von den Toten der Revolution zu sehen oder Soldaten werden öffentlich als “Wanted” ausgeschrieben.
Viele sind nervös, besonders die vielen koptischen Christen in Ägypten. Da in Tunesien und Marokko bei den Wahlen bisher nur muslimische Parteien gewonnen haben und auch in Ägypten nach ersten Prognosen die Muslim Brüder und die Islamisten ganz vorne liegen, befürchten hier schon viele Verhältnisse wie in Saudi Arabien. Dies könnte dazu führen, dass der Tourismus eingeschränkt wird und die koptischen Christen sich in ihrem eigenen Land nicht mehr sicher fühlen können. Bisher ist es in diesem Konflikt aber noch sehr ruhig. Wenn Ägypter jedoch mal in Rage sind, dann aber richtig. An der Marina bekamen wir eine Schlägerei mit, nach der zwei Taxis fast schrottreif zurückgelassen wurden.
Wir werden sehen, was die Zukunft bringt, viele sind jedoch der Hoffnung, dass alles besser wird und einiges hat sich seit dem Sturz Mubaraks verbessert. Zum Beispiel die Korruption ist deutlich zurückgegangen. Einiges hat sich verändert. Taxifahrer müssen nicht mehr mit Taxometer fahren und die Uhr wurde zu Mubaraks Zeiten ganze vier Mal im Jahr (Sommer-/Winterzeit und vor und nach dem Ramadan) umgestellt. Jetzt gar nicht mehr. Es ist den Menschen hier auf jeden Fall zu wünschen, dass sich vieles zum Positiven verändert. Meine hunderten Arbeitskollegen hier im Hotel arbeiten meist nur für weniger als 150€ im Monat 30 Tage durch und haben dann 10 Tage frei. Sie haben dennoch immer ein Lächeln auf dem Gesicht und sind überaus freundlich. Einige Angestellte in anderen Hotels leben sogar in selbst zusammengebauten Holzhütten am Rande des jeweiligen Hotels.
Auch außerhalb des Hotels habe ich bisher nur gute Erfahrungen mit den Menschen hier gemacht.