Mitte Juni: Alle sind verreist, meine Freundin ist auf Studienfahrt in Luxemburg und mir ist langweilig. Was kann man da besseres machen als selbst in die Sonne zu fliegen. Flug günstig bei Ryanair gebucht und ab gings zum Allgäu-Airport nach Memmingen.
Auto direkt an der Autobahn auf einem P+M Parkplatz kostenlos abgestellt und nach 30 Minuten Fußweg war ich am höchstgelegenen Airport Deutschlands und bestieg dort zügig den Flieger nach Trapani.
Bisher hatte ich es in Italien auf dem Landweg bis kurz vor Neapel nach Frosinone geschafft, doch dieses Mal wartete die noch südlicher gelegene Insel Sizilien. Mit schönem Blick unterwegs auf den Gardasee, erreichten wir nach nicht einmal 2 Stunden Flug den Birgi-Airport nahe Trapani.
Unterwegs konnte ich übrigens kaum schlafen, da unser italienischer Pilot ein typischer Italiener war und ununterbrochen Durchsagen machte. Wäre ja auch ein Wunder wenn ein Italiener mal 5 Minuten seine Klappe halten könnte.
Dieser Airport war in letzter Zeit häufiger in den Nachrichten, da von hier täglich dutzende Kampfjets starten, kurz nach Lybien rüberfliegen und nach wenigen Minuten Flugzeit-Bomben auf Tripolis und Gaddafi abwerfen. Kaum war ich aus dem Flughafen heraus, schon startete der erste Kampfjet mit einem höllen Lärm und der ganze Boden unter mir war am vibrieren. Überall rund um den Airport sah man ausschließlich Kampfjets und andere militärische Fahrzeuge. Auch Jets der Kanadischen Regierung und der Royal Air Force standen am Rand der Start- und Landebahn. Vom Airport nahm ich einen Bus direkt über Trapani nach San Vito lo Capo, ein Dorf an der Spitze einer großen Halbinsel.
Hier soll sich der drittschönste Strand Italiens befinden, an welchem ich nach kurzem Pizza essen den ganzen Tag lag und badete. Das kleine Dorf war übrigens überlaufen von Touristen und tunesischen Händlern. Am heutigen Tage fand auch noch ein kleines Dorffest statt, welches ich mir kurz anschaute.
Am Abend nahm ich den Bus zurück nach Trapani und schaute mir zuerst den Hafen und danach die schönen Gassen dieser Hafenstadt an.
Diese gefiel mir sehr gut und überall wehte ein angenehmer Wind durch die Gassen. Danach checkte ich in meine Unterkunft ein, welche direkt in der Altstadt lag. Das Alterego-Guesthouse war noch relativ günstig. Eine Rarität auf Sizilien, sind die Übernachtungspreise sonst doch eher im oberen Bereich zur Ferienzeit. Im Guesthouse traf ich auch noch auf einen netten Mexikaner, mit dem ich noch eine ganze Weile quatschte.
Am nächsten Morgen nahm ich wieder einen frühen Bus und steuerte direkt die Hauptstadt Siziliens, Palermo, an. Auf dem Weg quer durch Siziliens Hinterland konnte man viel von der herrlichen Natur Siziliens sehen. Der Vulkan Ätna war aber auch von Palermo noch zu weit weg, so dass mir der Blick verwehrt blieb.
In Palermo lief ich zuerst durch die alten Gassen und kam an zahlreichen Gemüse- und Fischmärkten vorbei. Die Marktschreier erzeugten hierbei eine laute Geräuschkulisse.
Danach kam ich zu einem beeindruckenden Platz auf der sich die Fontana Pretoria befand, ein häufig von Touristen fotografierter Brunnen. Hier befand sich auch ein städtisches Gebäude, vor welchem zahlreiche Polizisten und Einsatzwägen standen. Ich vermutete einen Mafiaprozess, konnte dies aber nicht herausfinden.
Palermo ist jedoch die Mafiahochburg Italiens. Die Hauptstadt der Cosa Nostra. Nicht weit entfernt von Palermo liegt das Mafia-Dorf Corleone, bekannt auch dadurch, dass in jedem guten Mafiafilm der Mafiaboss Don Corleone heißt. Auch Trapani soll zu den Mafiahochburgen gehören. Überall in der Stadt sah man Polizeieskorten, welche Richter schützen, die gegen die Mafia vorgehen.
Gleich um die Ecke befand sich eine weitere Sehenswürdigkeit, die Quattro Canti, eine Kreuzung mit vier historischen Gebäuden an jeder Ecke, welche alle identisch aussahen.
Danach lief ich die Strasse hoch und kam zum bekannten Dom von Palermo. Nach einer Runde durch die Innenstadt kam ich zu weiteren Kirchen und historischen Gebäuden. Palermo ist genau das richtige für Leute, die auf Kultur stehen. Mir gefiel jedoch mehr die Hektik und das italienische Flair dieser Hafenstadt. Auf dem Weg zum Hafen kam ich noch durch den heruntergekommenen Stadtteil Vucciria, bei welchem wohl die Liebe zum Fußballverein US Palermo am größten war, da hier überall Fahnen und Banner in den Vereinsfarben hangen.
Vorbei am Yachthafen La Cala kam ich zum Meer und von hier direkt zurück zum Busbahnhof. Von hier nahm ich den Stadtbus und nach einmal Umsteigen war ich am wunderschönen Strand vom Golfo Mondello.
Für mich war dieser noch schöner wie der am Tag zuvor und hier blieb ich bis zum frühen Abend. Bei türkisblauem Wasser konnte man es hier auch gut aushalten. Am Abend war ich wieder zurück in Trapani und lief wieder durch die Gassen und vorbei an der Statue Garibaldi, der einzigen wirklichen Sehenswürdigkeit von Trapani.
Die Stadt ist eher als Gesamtbild und von der Lage her sehr schön, da sie auf einer langgezogenen Landzunge liegt. So kann man von jedem Punkt der Stadt aus in beide Richtungen bis zum Meer sehen.
Danach wollte ich eigentlich ins Bett gehen, doch direkt vor meinem Guesthouse fand die Aufstiegsfeier von Trapani Calcio statt, ohne dass ich davon etwas wusste. Trapani hatte wenige Tage zuvor das Relegationsspiel zur Serie B für sich entschieden und dies feierten tausende Fans mit Bengalischem Feuer und lauten Sprechchören. Mit diesen zog ich noch lange durch die Stadt und hatte so nur wenige Stunden Schlaf bis mein Flieger zurück nach Memmingen gehen sollte.
Unterwegs zum Flughafen stiegen noch zahlreiche Ryanair-Stewardessen in meinen Bus zu und um kurz vor 7.00 Uhr hoben wir ab. Mit Blick über Bologna, den größten Fluss Italiens Po, und den Alpen, erreichte die On-Time-Airline überpünktlich das Allgäu. Ryanair ist mit 93% die pünktlichste Airline Europas und ich habe mit Ryanair immer gute Erfahrungen gemacht. Also zum Schluß: kein Verständnis meinerseits zur Kritik von vielen an dieser irischen Airline.