Nach vielen Jahren war für mich mal wieder ein Besuch in der Türkei fällig. Und damit auch mein erster Besuch der Metropole Istanbul. Pegasus Airlines machts für knappe 125€ möglich.
Nach meiner nächtlichen Arbeit im Club und einem kurzen Frühstück daheim, fuhr ich direkt nach Echterdingen und von hier eine S-Bahn-Station zum Flughafen Stuttgart. 2 1/2 Stunden später landete ich gut 50 Km vom Bosporus entfernt am Istanbuler Flughafen Sabiha Gökcen. Benannt nach einer Türkischen Kampfjetpioltin.
Hier erwartete mich Serkan, ein super netter deutsch-türke den ich durch eine meiner ehemaligen türkischen Klassenkameradinnen kennenlernte. Wir verstanden uns auf Anhieb bestens, hatten wir doch beide die ähnliche chillige Lebenseinstellung. Mit dem Bus an der neuen Formel-1-Rennstrecke vorbei, waren wir in knapp 2 Stunden am Fährhafen Kadiköy auf der asiatischen Seite von Istanbul.
Für 1,75 TL gelang uns die Überfahrt per Schiff auf die Europäische Seite, genauer gesagt nach Eminönü nahe der Galatabrücke.
Von hier steuerten wir zu Fuß mein Moonstar Hostel im Sultanahmet-Viertel unweit der vielen Sehenswürdigkeiten an. Hier bekam ich einen ersten Eindruck von der blauen Moschee und der weltbekannten Hagia Sophia Moschee.
Der erste Eindruck von Istanbul war überragend, lediglich das schlechte Wetter mit viel Nebel und etwas Regen, was im April eigentlich sehr untypisch ist, trübte meine Stimmung. Ich war zwar schon in vielen Großstädten, aber in Istanbul hat man das Gefühl das diese Stadt kein Ende findet.
Da Serkan sehr an der Türkischen-Schauspielszene interessiert ist, wollte er mir als erstes den Taksim-Platz und das hier stattfindende Filmfestival und die um diese herum befindliche Club- und Restaurantszene zeigen. Hier kam ich gleich zu den ersten türkischen Spezialitäten wie einem Dürüm und einem wörtlich Übersetzten „Nassen Burger“.
Danach zogen wir durch die Bars und Pubs und trafen auf einige türkische Schauspieler und TV-Moderatoren, welche ich natürlich allesamt nicht kannte. Das Preisniveau war in diesen Ecken, unweit vom Taksim-Platz auch überdurchschnittlich hoch.
Da ich eine längere Zeit kein Bett mehr gesehen hatte, war ich aber dann froh das wir nicht bis in die frühen Morgenstunden unterwegs waren und ließ mich mit dem Taxi günstig zu meinem Hostel transportieren.
Nach einem überraschend gutem Frühstück mit Blick auf das vernebelte Marmara-Meer und die kaum erkennbaren Prinzen-Inseln, lief ich zunächst erstmal durch mein Viertel und danach geradewegs zum Kapali Carsi, dem großen Bazar. Dieser gehört sicher zu den Hauptattraktionen in Istanbul und ist beeindruckend groß.
Danach fuhr ich per Tram und Metro-Bus in Richtung Atatürk-Airport und stieg in Ataköy unweit des Sinan Erdem Domes aus. In diesem sollte heute ein Basketballspiel der ersten türkischen Liga stattfinden.
Efes Pilsen gegen Banvit Bandirma hieß die Partie im nagelneuen 16.500 Zuschauer fassenden Dome. So viele waren am heutigen Tage jedoch nicht da, aber die Stimmung war schon aufgrund der zahlreichen Gästefans von Banvit sehr gut. Nach dem Spiel fuhr ich mit der Tram ewig lange durch die ganze Stadt bis in den Stadtteil Besiktas, welcher unterhalb vom Taksim-Platz liegt. Hier hatte ich das erstemal einen sehr guten Blick auf die Nachts beleuchtete Bosporus-Brücke. Hier befanden sich auch zwei rießige gerade ankernde Kreuzfahrtschiffe und außerdem waren hier zahlreiche Cafes und Shisha-Bars. Auch in eine Moschee kam ich gerade, als durch die Lautsprächer zum Gebet aufgerufen wurde.
Danach lief ich durch zahlreiche enge Gassen bis hoch in die Fußgängerzone und schaute mir die überfüllte Shoppingzone an. Am späteren Abend war wieder Clubbing angesagt. In die meisten kam man jedoch ohne weibliche Begeleitung garnicht rein. Nur in einen Club der aber schon teuer aussah, durften wir. Hier kam ich zum ersten Mal zum Genuss eines türkischen Rakis und wir bekamen einen Obstteller den wir garnicht bestellt hatten. Auch eine Bauchtanzshow wurde geboten. Die Rechnung lag dann bei umgerechnet knapp 100€ pro Person, bezahlt hab ich aber nicht mal die Hälfte dieser überteuerten Rechnung, was den Unmut der Besitzer voll auf uns zog. Auch mit 50€ fühlte ich mich schon ordentlich verarscht.
Zurück zum Hostel kam ich noch am Galataturm und an der Galatabrücke vorbei, wo zahlreiche Angler anwesend waren. Im Hostel lernte ich noch zwei Amerikanerinen aus New Jersey und Kalifornien kennen, welche ich dann noch bis in die Nacht hinein nach ihrem Heimatland ausfragte. Schließlich möchte ich bald in die Staaten.
Am nächsten Morgen war dann wieder etwas Sightseeing angesagt. Zuerst die blaue Moschee von innen und dann die Cisterna Basilika, ein interessantes Wasserreservoir aus dem 6. Jahrhundert mit zahlreichen Säulen.
Nach einem Besuch beim geschlossenen Basar und den umliegenden Moscheen, lief ich dann Rund eine Stunde bis zur Yedikule, der Sieben-Türme-Festung.
Nicht weit von hier liegt die Abdi Ipekci Arena (Fassungsvermögen 12.500 Zuschauer) in welcher heute wieder ein Spiel der ersten türkischen Basketballliga zwischen Galatasaray und Aliaga Petkim stattfand, welchem ich für 5 TL folgen konnte.
Der Support der Gala-Fans war super, jedoch konnte man es in der Halle kaum aushalten, da diese von den Betreibern total überheizt wurde, das es schon Saunaähnlich in der Halle war.
Nach dem Spiel lief ich sofort in das nahegelegene Zeytinburnu-Stadyumu und schaute mir hier das Spiel der 3. Liga Zeytinburnu sK gegen GO Pasa Spor an. Vom Support kam wieder viel von den Gästefans und das alte Stadion war zumindest auf der großen Haupttribüne sehr gut besetzt.
Nach dem Spiel machte ich mich auf zum Atatürk-Airport. Von hier sollte es eigentlich einen Bus ins weiter draußen gelegene Atatürk-Olympiastadion geben. Jedoch wusste davon am Airport niemand und so verzichtete ich auf das Spiel zwischen Istanbul BB und Bucaspor. Danach fuhr ich wieder zurück in die Stadt und von dort mit dem Schiff rüber nach Kadiköy.
Hier traf ich wieder auf Serkan und auf zahlreiche Fenerbahce-Fans. Unweit von hier befand sich das Fenerbahce-Stadion, wo in wenigen Minuten das Topspiel gegen Bursaspor stattfand. Dieses war jedoch restlos Ausverkauft und die Schwarzmarktpreise bekanntlich überteuert und auch Serkan konnte tagelang nirgendwo Tickets auftreiben. So beschlossen wir das Spiel bei ihm zu Hause im TV anzuschauen. Mit einem Dolmus (Sammeltaxi) waren wir schnell bei Serkan. Er lebt gemeinsam mit seinem Cousin, dessen Freundin und einem guten Freund im Stadtteil Göztepe. Hier wohnen sie in einer Wohnsiedlung in einem mit Security immer bewachten Hochhaus im obersten Stockwerk über 2 Etagen und mit super Blick über ganz Istanbul.
Kaum waren wir in der Wohnung, schon kam auch sein Cousin von seinem London-Trip zurück, wo er einen Preis für wohltätige Arbeit verliehen bekam. In Istanbul arbeitet er für Pepsi. Serkan studiert mit dem Ziel Deutschlehrer zu werden. In der Türkei kann man sich übrigens Essen von Mc Donalds, Pizza Hut und auch Alkohol rund um die Uhr ins Haus liefern lassen, was wir umgehend taten. Danach bekamen wir das Auto von Serkans Cousin und starteten eine 3-Stündige Stadtrundfahrt.
Zuerst entlang am Bosporus mit super Blick auf die europäische Seite und den Dolmabahce-Palast (Sterbeort von Atatürk) und dann hoch Richtung Schwarzes Meer.
Danach nahmen wir die zweite Brücke rüber auf die Europäische Seite und schauten uns das neue Stadion von Galatasaray an. Als nächstes fuhren wir durch zahlreiche Viertel die bekannt für gewisse Spezialitäten wie zum Beispiel Waffeln sind. Dann durch einige Reichenviertel (vorbei an der ehemaligen Yacht von Atatürk) und an zahlreichen Shoppingcentern vorbei. Immer wieder machten wir Stops für gute Fotos, zum Beispiel auch an der Festung Rumeli Hisari.
Danach fuhren wir wieder über die Bosporus-Brücke und vorbei am Fenerbahce-Stadion und entlang der bekannten Einkaufsmeile Bader-Straße zurück zu Serkans Wohnung. Hier hatte ich ein super Bett mit Panorama-Blick.
Von hier oben hört man den Aufruf durch die Lautsprecher zum beten übrigens doppelt so lange wie am Boden, da man durch die Höhe weitaus mehr Moscheen im Umkreis hört.
Den nächsten Tag konnte ich endlich mal mehr als die täglichen 5-6 Stunden schlafen und startete den Tag mit einem leckeren türkischen Frühstück.
Eigentlich wollte ich an diesem Tag die Prinzen-Inseln besuchen, aber aufgrund des nicht schwindenden Nebels war es Sinnlos diese anzusteuern. Vor meiner Reise nach Istanbul hieß es auf Wetter.de noch jeden Tag Sonnenschein in Istanbul, die Realität war keine Sekunde Sonnenschein. So verbrachten wir den halben Tag mit FIFA 11 zocken und am Abend fuhr ich nochmal rüber nach Europa.
Hier lief ich wieder durch den gerade endenden Basar und danach zu meinem Hostel, meine restlichen Sachen holen. Dieses hatte ich zwar für 4 Nächte gebucht, doch aufgrund der Einladung in Serkans Wohnung verbrachte ich nur 2 Nächte im Hostel und bezahlte für diese gerade mal die 10% Anzahlung, da der Rezeptionist bei Anreise vergaß nach dem Rest zu fragen. Eigentlich hätte ich freiwillig bezahlt, aber da wir in einem Club so abgezockt wurden, wollte ich dies hiermit wieder ausgleichen.
Nach einem Rundgang nochmal an allen Sehenswürdigkeiten vorbei und einem letzten Moschee-Besuch fuhr ich wieder rüber nach Kadiköy. Hier traf ich wieder auf Serkan und wir gingen im Kadiköy-Viertel lecker essen. Den Abend beendeten wir in einer Shisha-Bar mit Wasserpfeife, Kiwi-Tee und Backgammon.
Backgammon ist das beliebteste Brettspiel in der Türkei und wird an jeder Ecke gespielt.
Am nächsten Morgen nach 2 Stunden Schlaf verabschiedete ich mich von meinem Gastgeber Serkan. Nochmal vielen Dank an dich, selten so einen großzügigen und überfeundlichen Gastgeber gehabt.
So war ich schon früh am Airport, da ich doch noch befürchtete das mein Hostel seinen Irrtum bemerkte und die Flughafenpolizei einschaltete. Schließlich hatte ich schon schlechte Erfahrungen auf Ibiza mit Festnahme und Polizeiverhöhr aufgrund einer missglückten Kreditkartenzahlung gemacht. Dem türkischen Knast entkam ich aber und konnte nach 2 Stunden warten den Pegasus-Flieger in Richtung Stuttgart besteigen. Das Pegasus-Pferd mit Flügeln ist übrigens ein sehr fragwürdiges Logo für eine Fluggesellschaft, stürzt dieses Pferd doch laut der Sage am Ende ab. Vom Nebligen Istanbul war ich dann wieder in 150 Minuten im warmen und sonnigen Deutschland.
Istanbul kann ich nur jedem empfehlen. Überall wird man als deutscher Willkommen geheißen und jeder spricht positiv über Deutschland, was wohl auch daran liegt dass das Stadtbild von Istanbul wohl deutlich anders aussehen würde ohne die deutschen Einflüsse. Viele Gebäude und Bauwerke wie zum Beispiel die Galatabrücke wurde von Deutschen gebaut und finanziert. Überall war man sehr hilfsbereit und entschuldigte sich bei mir für das schlechte Bild was wir Deutschen von Türken haben, welches hauptsächlich durch das manchmal sehr zweifelhafte Verhalten der „Türkischen Mitbürger“ in Deutschland ausgelöst wird. Insgesamt änderte sich durch diesen Istanbul-Besuch mein Bild von der Türkei sehr, den die Touristenküste zwischen Antalya und Alanya hat nicht viel mit der Türkei zu tun.